Klassik-Grammy geht nach Berlin

Los Angeles/Berlin (dpa) - Das Deutsche Symphonie-Orchester unter Kent Nagano und der Rundfunkchor Berlin bekommen einen der begehrtesten Klassik-Preise der Welt.

Mit einem Grammy für die beste Opernaufnahme zeichnete die US-Plattenindustrie die Aufnahme von „L'Amour De Loin“ der Finnin Kaja Saariaho in der Nacht zum Montag in Los Angeles aus. Die Auszeichnung kommt im richtigen Moment: Die beiden Ensembles gehören zur Rundfunkorchester und - chöre GmbH Berlin (ROC), über die es in den vergangenen Monaten immer wieder Spardiskussionen gegeben hat.

So legte pünktlich zur Preisbekanntgabe die ROC am Montag einen Plan zur Rettung der vier Klangkörper vor. Die von drastischen Kürzungen bedrohte Gesellschaft will mit eigenem Geld das Überleben der vier Ensembles sichern. Der Abbau der Zuschüsse nach dem Jahr 2012 solle mit Rücklagen ausgeglichen werden, kündigte Intendant Gernot Rehrl an. Unter dem Dach der ROC stehen auch der RIAS-Kammerchor und das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin.

Im Dezember hatte das Deutschlandradio als ROC-Hauptgesellschafter (40 Prozent) eine Kürzung seiner Beiträge ab 2013 angekündigt. Weitere Gesellschafter sind der Bund (35 Prozent), das Land Berlin (20 Prozent) und der Rundfunk Berlin-Brandenburg RBB (5 Prozent).

Deutschlandradio-Intendant Willy Steul nannte den Grammy „traumhaft“. Er sei zuversichtlich, dass es nun mit den anderen ROC-Partnern zu einer einvernehmlichen Lösung komme. Bis 2012 steuert das Deutschlandradio jährlich 13,56 Millionen Euro bei. Mit der Neuberechnung der Rundfunkgebühren soll 2013 der Beitrag auf das Niveau von 2009 - knapp 12 Millionen Euro - heruntergefahren werden. Der ROC-Etat beläuft sich auf 34 Millionen Euro.

Auch der RIAS-Kammerchor kam in die engere Wahl für einen Grammy. In der Sparte beste Choraufnahme unterlagen der Chor und das Freiburger Barockorchester mit Haydns „Schöpfung“ gegen das Chicago Symphony Orchestra und seinen Chor für eine Aufnahme von Verdis „Requiem“ unter Riccardo Muti.

Nagano war von 2000 bis 2006 DSO-Chefdirigent. Bereits im Jahr 2000 hatte er die Uraufführung der preisgekrönten Oper bei den Salzburger Festspielen dirigiert. Das DSO ist Nachfolger des 1946 gegründeten RIAS-Symphonieorchesters.

Beim Grammy setzten sich die Berliner unter anderen gegen das Orchester des Royal Opera Houses in London und das BBC National Orchestra von Wales durch. Enttäuschung gab es dagegen für die deutsche Violin-Virtuosin Julia Fischer. Die Juroren entschieden sich gegen ihre CD mit Paganinis 24 Capricen. Der Preis wurde Paul Jacobs für seine Orgelinterpretation von Oliver Messiaens „Livre Du Saint-Sacrement“ zuerkannt.

Die slowakische Mezzosopranistin Lucia Dochunovà, die mit der NDR-Radiophilharmonie den Zyklus „Canto à Seville“ bearbeitet hatte, konnte sich nicht gegen das „Sacrificium“ ihrer Kollegin Cecilia Bartoli behaupten. Ebenso verlor Hans Werner Henze (84) mit seinem „Apassionatamente Plus“ bei den Zeitgenössischen Kompositionen.