Beyoncé veröffentlicht überraschend neues Album
New York (dpa) - Neue Platten können manchmal anstrengend sein, noch bevor der erste Ton zu hören ist. Monatelang schreit es von Plakaten und Werbespots, dass das Ereignis des Jahres bevorstehe, nur weil ein Musiker ein neues Album herausbringt.
Beyoncé hat sich hingegen in der Nacht angeschlichen.
Etwa um Mitternacht war es plötzlich da und verblüffte selbst Insider: das fünfte Studioalbum der US-Sängerin.
Neuauflagen alter Songs? Best of? Mitnichten. Das Album mit dem schlichten Titel „Beyoncé“ bietet nicht nur 14 brandneue Titel, sondern auch gleich noch die Videos dazu. „Ich sehe Musik“, erklärte die 32-Jährige auf ihrer Facebook-Seite. „Es ist bei mir mehr als nur das Hören. Wenn ich mich mit etwas verbunden fühle, sehe ich sofort Bilder, die mit Gefühlen verbunden sind, etwa Erinnerungen an meine Kindheit, Gedanken über das Leben, meine Träume, meine Fantasien. Und alle sind mit der Musik verbunden.“
„Perfektionismus ist so... naja“, singt sie im Titel „Haunted“. Unpassender könnte das Leben und Streben der Beyoncé Giselle Knowles-Carter wohl nicht beschrieben werden. Die Texanerin ist Perfektionistin, kein Song, keine Tanzdarbietung und auch kein Kleidungsstück ihrer Modelinie verlässt das Haus, ohne dass Beyoncé hundertprozentig damit zu frieden ist. Das hört man auch der neuen Platte an. Jeder Song ist perfekt abgestimmt und abgemischt.
„Beyoncé“ ist nicht revolutionär, die Sängerin hat sich nicht neu erfunden. Interessant sind einige Einsprengsel, etwa der Monolog der nigerianischen Schriftstellerin Chimamanda Ngozi Adichie. Es ist auch ein bisschen mehr Hip-Hop als sonst. Kein Wunder, ist Knowles doch seit fünfeinhalb Jahren mit Rapper und Produzent Shawn Corey Carter, besser bekannt als Jay-Z, verheiratet. Dessen Einflüsse sind unverkennbar, ohne dass Beyoncé ihre Handschrift verloren hat. Ein Familienprojekt ist die neue CD noch aus einem anderen Grund: Im letzten Song ist Tochter Blue Ivy dabei, das Stoffhäschen fest umklammert. Im Januar wird die Kleine zwei.
Was für ein Jahr für Beyoncé. Angefangen hat es mit zwei historischen Auftritten; erst bei der zweiten Amtseinführung von Barack Obama, dann mit der Halbzeitshow des Sportspektakels Superbowl. Nur ein paar Tage später holte sie ihren 17. Grammy, erregte später mit einer Reise in das von den USA abgeschirmte Kuba Aufsehen und sang beim neuen Album von Ehemann Jay-Z ebenso mit wie auf dem von ihm produzierten Soundtrack von „Der große Gatsby“.
Und jetzt in der Nacht zum Freitag der Überraschungscoup „Beyoncé“. Die Rechnung dürfte aufgehen, denn auch ohne das branchenübliche Posaunenblasen schon Monate zuvor sind die amerikanischen Zeitungen voll vom neuen Album. „Bumm! Überraschung für die Welt“ schrieb die „USA Today“. „Billboard“ erwartet einen großen Erfolg, obwohl die Platte „einfach ohne Warnung“ plötzlich dagewesen sei. Und die „Los Angeles Times“ zeigte sich nicht nur von der Musik beeindruckt, sondern vor allem wie Beyoncé „eines der größten Geheimnisse der jüngeren Musikgeschichte“ wahren konnte.
Beyoncé ist ein Markenartikel. Wäre er an der Börse, hätte der Kurs am Freitag einen Satz nach oben gemacht. Aber auch so gehört die Musikerin schon zu den Bestverdienenden ihrer Branche. „Forbes“ schätzt für dieses Jahr: 53 Millionen Dollar. Nicht Vermögen. Jahreseinkommen!