Bitterkeit und Wehmut: „MTV Unplugged“ mit Placebo
Berlin (dpa) - Seit nun gut 20 Jahren besingt die britische Band Placebo Weltschmerz, Einsamkeit und Drogenrausch. Pünktlich zum Jubiläum spielten die melancholischen Alternative-Rocker ein Konzert für die „MTV Unplugged“-Reihe in London.
Die Songs aus den vergangenen zwei Jahrzehnten wirken wie eine Art Zeitreise - sie sind zwar leiser, aber immer noch voll Bitterkeit und Wehmut.
WER?
Die Band rund um den androgynen Sänger Brian Molko ist älter geworden. Und wirklich viel verändert hat sich doch nicht. Placebo - das war und ist Musik für alle, die sich von der Welt nicht verstanden fühlen. Und auch wenn der einst magere, zerbrechlich wirkende Molko heute nicht mehr ganz so mager ist - die blasse Haut, der schwarze Lidschatten und die tiefschwarzen Haare sind geblieben.
Der mittlerweile 42-jährige Sänger besticht immer noch mit hoher, nasaler Stimme - ein Markenzeichen der Band. „We are Placebo“, lautet seine schlichte Begrüßung beim Unplugged-Konzert. Und damit ist auch alles klar: Placebo sind noch genauso düster und melancholisch wie vor 20 Jahren.
WAS?
Das Orchester, Frontmann Molko, Bassist Stefan Olsdal, ebenfalls von Anfang an dabei, und der neue Schlagzeuger Matt Lunn - alle sind sie in Schwarz gekommen. Auftakt des Konzerts ist kein eigener Song, sondern ein Lied vom 2003 erschienenen Cover-Album der Band: „Jackie“ von Sinéad O'Connor. Danach geht es durch alle Schaffensperioden. Von „36 Degrees“ vom Debütalbum bis zum noch nie vor Publikum gespielten „Bosco“ ist alles dabei. Für den Song „Every You Every Me“, der Placebo Ende der 1990er zum Durchbruch verhalf, holen sie sich Unterstützung von der dänischen Musikerin Majke Voss Romme. Die rockige Hitsingle wird zur ruhigen Ballade.
FÜR WEN?
Placebo wirken leise, das Orchester verwandelt ehemals laute Songs in teils schon dramatisch deprimierende Klagelieder. Molko redet wenig, wirkt unnahbar und in sich gekehrt. „Placebo MTV Unplugged“ ist für eingefleischte Fans - für all die, die sich durch die Musik in die Teenagerjahre zurückversetzt fühlen. Eine Zeit, in der man glaubte, nicht in diese Welt zu passen. Und so wirken auch Molko und seine Band-Kollegen etwas aus der Zeit gefallen - älter zwar, aber irgendwie kein Stück glücklicher. „The Bitter End“ ist das treffende Ende des rund anderthalbstündigen Konzerts.