Björk wird 50 - und hat Liebeskummer
Reykjavik (dpa) - So richtig zum Feiern zumute dürfte Björk zu ihrem 50. Geburtstag am Samstag (21. November) nicht sein. Die Trennung von ihrem Mann Matthew Barney hatte der isländischen Sängerin, Komponistin und Produzentin zuletzt den Boden unter den Füßen weggerissen.
Auf ihrer aktuellen Platte verarbeitet sie ihren Liebeskummer. So intensiv, dass sie Angst hatte, dass es „zu hemmungslos“ klingen würde.
„Fast wie ein Tagebuch“ sei das Album, sagt sie selbst, Herzschmerz wie ein Teenager hat sie dabei gefühlt. Im Zentrum steht der zehnminütige Song „Black Lake“. „Habe ich dich zu sehr geliebt?“ fragt Björk darin. „Der Song ist mir wirklich peinlich. Ich kann ihn immer noch kaum anhören“, sagt die Isländerin in einem Interview des Online-Musikmagazins „Pitchfork“. Und trotzdem: Die Musik sei das einzige, das sie retten könne. „Nichts sonst.“
„Vulnicura“ (2015), findet sie selbst, ist „ein seltsames Album - das schmerzhafteste, das ich je gemacht habe, aber auch das magischste“. Diese Magie ist es, die ihre Fans so sehr an der elfenhaften Frau von der abgelegenen Insel im Nordatlantik lieben.
Zu ihrem sphärischen, mystischen Avantgarde-Elektropop inspiriert die Isländerin auch ihre Heimat. Das schlägt sich vor allem in ihrem nach eigener Aussage „patriotischen“ Album „Homogenic“ (1997) nieder. In „Biophilia“ treibt sie 2011 nichts Geringeres um als das Universum.
Islands wilde Natur und Wissenschaft und Hightech sind für Björk, die mit Nachnamen Guðmundsdóttir heißt, aber nie so genannt wird, kein Widerspruch. „So sehr ich komplizierte Dinge mag - ich mag auch einfache Dinge“, sagt sie, als sie 2010 den Polar Music Prize bekommt. Eigentlich hat auch Björks Musik-Karriere in Islands Natur begonnen, weil sie morgens zu Fuß eine halbe Stunde zu ihrer Schule brauchte und sich die Zeit mit Singen vertrieb.
International bekannt wurde das blasse Mädchen mit den kräftigen dunklen Augenbrauen aber erst viel später, Ende der 80er Jahre mit ihrer Band The Sugarcubes. Mit dem Gitarristen Þór Eldon Jónsson bekam Björk einen Sohn, der inzwischen erwachsen ist. Mit dem US-Medienkünstler Barney hat sie eine kleine Tochter. Nach der Trennung von ihm wirkt sie noch zerbrechlicher als ohnehin schon.
Dazu trägt auch ihr starker isländischer Akzent bei. Wenn sie ihre unverwechselbare Stimme erhebt, macht das Gänsehaut, egal, ob man ihre Lieder mag oder nicht. So individuell wie Björks Musik ist auch ihr Kleidungsstil. Das Visuelle gehört zum Gesamtkunstwerk. Mit den eigenwilligen Outfits macht die Isländerin Schlagzeilen, wie etwa mit der Schwanen-Robe des mazedonischen Designers Marjan Pejoski, die sie 2001 zur Oscar-Gala trug. Es sah aus, als hinge ein Schwan um Björks Hals.
In diesem Jahr war das Kleid in einer großen Retrospektive im New Yorker Museum of Modern Art (MoMA) zu sehen, zur der der deutsche Kurator Klaus Biesenbach die Künstlerin überredet hatte. Die zeigte die Isländerin, die in den vergangenen Jahrzehnten weltweit mehr als 20 Millionen Alben verkauft hat, als künstlerisches Multitalent. Laut dem New Yorker Nachrichtenmagazin „Time“ gehört die „Hohepriesterin der Kunst“ 2015 zu den 100 einflussreichsten Menschen der Erde. So gesehen hat Björk also doch Grund zum Feiern.