Bonn baut Beethoven-Festspielhaus

Bonn (dpa) - Ein Ruck geht durch Bonn: Die Stadt soll ein spektakuläres Beethoven-Festspielhaus bekommen. Nach einer rund zweijährigen Hängepartie gab der Rat der Geburtsstadt Beethovens grünes Licht für den Bau eines Konzerthauses von Weltformat am Rheinufer.

Zwei fertige Entwürfe - Sieger in einem internationalen Wettbewerb mit Stararchitekten - liegen bereits vor. Das Festspielhaus soll architektonisch wie akustisch höchste internationale Standards erfüllen. Unklar ist allerdings noch die Finanzierung.

Erleichterung bei allen Befürwortern des Bonner Jahrhundertprojekts: Endlich! Der zuvor zögerliche Rat der Beethoven-Stadt sprach sich am Donnerstagabend mit breiter Mehrheit für einen Bau in der Rheinaue aus. „Jetzt können wir mit Elan an die Realisierung gehen“, sagte Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch (SPD).

Das große Ziel: Die Geburtsstadt von Ludwig van Beethoven soll zum 250. Geburtstag des Komponisten im Jahr 2020 mit einem attraktiven Konzerthaus die Blicke der Welt auf sich ziehen. Bonn auf Augenhöhe mit Salzburg oder Bayreuth - lautet die Bonner Vision.

Der Bau in der Rheinaue südlich vom früheren Regierungsviertel soll bis zu 100 Millionen Euro kosten und gänzlich privat finanziert werden. Als Großsponsor steht die Deutsche Post bereit. Sie will sich an den Baukosten mit rund 30 Millionen Euro beteiligen. Wegen der lange Zeit unklaren Lage waren die Konzerne Deutsche Telekom und Postbank, die ebenfalls zunächst als private Geldgeber dabei sein wollten, wieder abgesprungen.

Nun richtet sich der Blick nach vorne. „Bonn soll damit als Ort der nationalen und internationalen Pflege des Erbes Beethovens ausgebaut werden“, teilte die Stadt mit. Wegen ihrer Abwartehaltung waren die Stadt und OB Nimptsch zuvor heftig kritisiert worden, sie würden das Erbe Beethovens mit Füßen treten.

Pläne für das Festspielhaus gab es schon seit Jahren. Das Großprojekt war in der Kommunalpolitik jedoch strittig und vor rund zwei Jahren auf Eis gelegt worden. Bei den Querelen ging es nicht nur um mögliche finanzielle Belastungen für die klamme Stadt, sondern auch um die alte Beethovenhalle. Der Bau von 1959 steht unter Denkmalschutz und bei den ersten Plänen zu einem Neuprojekt drohte die Abrissbirne. Mit dem neu gewählten Rheinaue-Standort des Festspielhauses bleibt die sanierungsbedürftige Beethovenhalle jetzt aber erhalten. Sie soll als „multifunktionaler Standort“ weiter betrieben werden.

Die drei Bonner Großunternehmen Telekom (mit 40 Prozent), Deutsche Post DHL (40 Prozent) und Postbank (20 Prozent) wollten sämtliche Baukosten ursprünglich alleine stemmen. Nur die Post steht noch zu ihrer Anteilszusage, will die Gesamtkosten aber auch nicht alleine schultern. Deshalb müssen nun weitere private Geldgeber gefunden werden, denn die Stadt will sich nach dem Ratsbeschluss nicht an den Investitionskosten beteiligen.

Aber offenbar stehen viele Bürger als Sponsoren und Spender bereit. Der IHK-Präsident von Bonn/Rhein-Sieg, Wolfgang Grießl, startete bereits eine Initiative „5000 Bürger für Beethoven“ zur Co-Finanzierung neben der Post. Ob auch weitere Unternehmen an Bord gehen und die Post möglicherweise selbst noch eine Lücke schließen könnte, bleibt abzuwarten.

Die Stadt will auch bei den Betriebskosten finanzielle Risiken vermeiden. Es soll eine Betreiberstiftung gegründet werden. Dabeisein will mit 39 Millionen Euro auch der Bund, der das Festspielhaus als nationales Projekt sieht. Bis zum Sommer 2012 sollen jetzt Finanzierung von Bau und Betrieb geklärt werden. Dann kann der endgültige Zuschlag für einen der beiden Architektenpläne erfolgen.