Bowie hätte sich gefreut: Shearwater live in Berlin

Berlin (dpa) - Shearwater aus Austin/Texas sind schon seit Jahren eine zuverlässig herausragende Band zwischen Folk, Rock, Emo und Psychedelia. Dass sie darüber hinaus große Fans von David Bowie sind, hörte man jetzt auch bei einem tollen Auftritt in Berlin.

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Das neue Shearwater-Album „Jet Plane And Oxbow“ erschien knapp zwei Wochen nach dem schockierendem Krebstod des Meisters. Die Platte enthält neben einigen dezenteren Bowie-Einflüssen (aber auch von Talking Heads, Tears For Fears, Arcade Fire oder The War On Drugs) einen Song, auf den das große Vorbild stolz gewesen wäre: Die prachtvolle Piano-Ballade „Wildlife In America“ hat unzweifelhaft Elemente von Bowies „Heroes“, überträgt dessen Melodie und Motiv aber sehr gekonnt und ohne Plagiat ins Hier und Jetzt.

„Wildlife In America“ war am Mittwochabend im „Frannz-Club“ einer der Konzerthöhepunkte und sorgte für reichlich Gänsehaut (und natürlich wehmütige Erinnerungen an den Zeitweise-Berliner Bowie). Shearwater-Frontmann Jonathan Meiburg und sein junges vierköpfiges Ensemble konzentrierten sich auf das neue Album, das von vielen Kritikern und Fans als ihr bisher bestes angesehen wird.

„Jet Plane And Oxbow“ ist vom Klangbild her ein Quantensprung: Nach den oft ätherischen, von Meiburg überwiegend mit Kopfstimme gesungenen Liedern früherer Jahre haben Shearwater - angetrieben durch ein frenetisches Drumming und viel Mut zum elektronischen Experiment - den stadiontauglichen Indierock umarmt und damit eine neue Qualitätsstufe erreicht.

Die Freude an dieser dynamischen Entwicklung war dem breit grinsenden, selbstbewusst und locker plaudernden Meiburg - einem studierten Vogelforscher, der immer mal wieder monatelang im Urwald verschwindet - in Berlin deutlich anzumerken. Er nutzt auf Platte und im Konzert nun die ganze Bandbreite seiner kraftvollen Baritonstimme - ein echtes Ereignis. Auch ältere Lieder von den Alben „Rook“ oder „Animal Joy“ wurden auf das neue Sound-Niveau gehoben.

Wie eng Shearwater derzeit mit David Bowie verbandelt sind, wurde auch in den Zugaben deutlich: mehrere Songs von „Lodger“, dem dritten Werk aus der berühmten Berlin-Trilogie (nach „Low“ und „Heroes“), bildeten den Abschluss eines überragenden Auftritts. Zunächst habe man nicht so recht gewusst, ob es nach Bowies Tod angemessen sei, diese Lieder zu spielen, sagte Meiburg vor der Tournee. Jetzt erst recht, lautete die Entscheidung - zum Glück für die Berliner Fans.

Weiterer Konzerttermin: 12.2. Hamburg, Molotow