Boy George zeigt sein wahres Ich — und Würde

Drogen, Alkohol, Knast — Nachrichten über den Sänger waren oft keine guten. Nun meldet sich der Culture-Club-Star zurück.

Foto: Rick Nederstigt

London. Das Leben von Musiker Boy George war schon immer so schillernd wie seine Outfits — doch nach seinen Mega-Erfolgen in den 80er Jahren dominierten lange eher dunkle und düstere Farben. Drogen- und Alkoholsucht waren seine Begleiter, ebenso wie Konflikte mit dem Gesetz. Zuletzt war der Brite 2008 zu 15 Monaten Gefängnis verurteilt worden, weil er einen Callboy gegen dessen Willen festgehalten haben soll. Doch damit soll nun Schluss sein: Vor zwei Jahren wurde er 50 Jahre alt. „Das war für mich ein riesiger Wendepunkt“, sagt er heute.

Wie viel sich geändert hat, zeigt Boy George nun mit seinem ersten neuen Solo-Album seit 1995. „This Is What I Do“ ist eine Feier der Selbst-Wiederfindung geworden. In Deutschland erscheint es am Freitag. In seiner Heimat Großbritannien war es nach der Veröffentlichung im Herbst 2013 vom „Guardian“ zum „Comeback des Jahres“ ernannt worden.

„Seine tiefere, schwerere Stimme hat nun Würde“, hieß es weiter im „Guardian“. Der „Daily Telegraph“ lobte einen Live-Auftritt mit den neuen Songs in London in den höchsten Tönen: „Der alte Boy George von früher, der so viel überlebt hat, ist zurück: immer noch auf den Füßen, immer noch am singen.“

Songs wie „Do You Really Want To Hurt Me“ oder „Karma Chameleon“ hatten Boy George und seine Band Culture Club einst berühmt gemacht, und von lockeren Rhythmen lässt er sich weiter inspirieren. „Live Your Life“ oder „My Star“ etwa zeugen auf der neuen Platte davon. Mit „It’s Easy“ widmet er sich dem Country, eine Rocknummer ist „My God“ geworden.

Dabei lohnt es sich vor allem, den Texten zuzuhören. In „Live Your Life“ singt er: „Jetzt ist der Zeitpunkt, um dein Leben zu leben. Es gibt keine zweite Chance. Du kannst nichts zurückspulen.“ Diese Erkenntnis war es offenbar, die Boy George zurückgebracht hat. So arbeitet er auch an einer Wiedervereinigung von Culture Club. „Ich fühlte mich, als ob ich eine ganze Menge meiner Zeit vergeudet hätte. Ich habe mich selbst angeschaut und gedacht: Mein Gott, du hast nichts geschafft.“ Nun wolle er der Welt den „wahren Boy George“ zeigen, der so oft im Nebel versteckt gewesen sei.