Brittens Krönungsoper „Gloriana“ in Hamburg gefeiert

Hamburg (dpa) — Wie sehr ihr Benjamin Brittens außergewöhnliches Opernwerk am Herzen liegt, hat Hamburgs Opernchefin Simone Young immer wieder spannungskräftig vorgeführt.

Nach „A Midsummer Night's Dream“ (2006), „Billy Budd“ (2007) und „Tod in Venedig“ (2008) sah sie nun in der extrem selten gespielten „Gloriana“ das geeignete Sujet, ihren Hamburger Britten-Zyklus glanzvoll zu komplettieren. Wobei sie mit Londons Royal Opera, wo die Inszenierung im Juni herauskommen soll, eine geschickte Kooperation einging. Festliches Premieren-Futter also für Royal-Fans?

„Gloriana“ wurde vor 60 Jahren zur Krönung von Elizabeth II. uraufgeführt. Ein plattes Huldigungs-Spektakel für die damals noch blutjunge Queen sollte es nach Brittens Vorstellung natürlich nicht werden. So hatte er in „Gloriana“ den Fokus denn auch elegant auf eine andere Elizabeth gerichtet. Auf Elizabeth I., die von 1558 bis 1603 regierte und einem ganzen Zeitalter Namen und Ruhm gab. Dieser mächtigen „Virgin Queen“, die nie geheiratet hat, wollte er im Konflikt zwischen gnadenloser Staatsräson und Liebe zu ihrem rebellischen Favoriten Graf Essex überzeugende Gestalt geben und England damit zugleich eine neue Nationaloper bescheren.

Die Liebesaffäre endete bekanntlich tragisch. Elizabeth I. ließ Essex wegen Hochverrats im Tower hinrichten. Sie selbst, das Idol eines Goldenen Zeitalters, blieb gespenstisch alternd in trostloser Resignation zurück. Eine fantastisch schillernde Parabel, die Britten musikalisch auf betörende Weise an seine großen englischen Vorbilder Dowland und Purcell, aber mit eigenwilligem Zungenschlag auch an die Moderne band. Dabei gab er freilich dem höfisch-patriotischen Fest-Gepränge mit ausschweifenden Tanz- und Maskenspielen viel zu breiten Raum.

Zur Lähmung trug aber ohne Zweifel auch das Regie-Team um Richard Jones und den Bühnenbildner Ultz bei. Die beiden Briten hatten das Geschehen aus der Renaissance-Zeit resolut in Elizabeth II. Krönungsjahr 1953 verlegt, um es im plakativen Stil der beliebten englischen Laientheater spielen zu lassen. Das war gewiss eine (auch optisch) nicht reizlose Idee. Doch fuhren sich die ironisch getönten Theater-auf-dem-Theater-Effekte zusehends fest in Behäbigkeit und Kitsch.

Im musikalischen Bereich nahm sich der Hamburger Rehabilitierungs-Versuch der „Gloriana“ dagegen erfolgreicher aus. Simone Young zeigte am Pult der glänzend inspirierten Philharmoniker großes Gespür für den historisch fein gebrochenen festlichen Glanz sowie für die beunruhigend dunklen Seelen-Farben der Partitur. Die britische Sopranistin Amanda Roocroft gab eine superbe Darstellung der ebenso machtbewussten wie koketten und liebeshungrigen Queen. Besonders ergreifend: ihr eisiger Schluss-Monolog. Der britische Tenor Robert Murray sang den Verräter Essex (in der Runde exzellenter Mitsänger) mit viel lyrischer Verve.

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## Ort
- [Staatsoper](Große Theaterstr. 25, 20354 Hamburg)

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