„Brokeback Mountain“ als Oper in Madrid

Madrid (dpa) - Aus einer Kurzgeschichte wurde ein preisgekrönter Film und nun auch eine Oper. „Brokeback Mountain“, das Liebesdrama zweier homosexueller Cowboys im mittleren Westen der USA, kommt in Madrid als Oper auf die Bühne.

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Die Idee zu der Oper, die an diesem Dienstag (28. Januar) im Teatro Real ihre Weltpremiere feiert, hatte der US-Komponist Charles Wuorinen bereits vor mehreren Jahren gehabt. Von den Plänen des 75-jährigen Musikers, eines der bedeutendsten amerikanischen Komponisten der Gegenwart, erfuhr Opernintendant Gerard Mortier aus der Zeitung.

Der Belgier, der damals einen Vertrag bei der New Yorker Oper in der Tasche hatte, war von dem Vorhaben sogleich angetan. Das Projekt drohte aber zu scheitern, weil Mortier auf seinen Posten in New York wegen drastischer Etat-Kürzungen verzichtete. Der frühere Intendant der Salzburger Festspiele ließ von der Idee jedoch nicht ab. Er nahm sie mit nach Madrid, wo er als künstlerischer Leiter des Teatro Real verpflichtet wurde.

Mortier machte „Brokeback Mountain“ zu einem Kernstück seines Vorhabens, das bis dahin international unbedeutende Opernhaus der spanischen Hauptstadt an die europäische Spitze heranzuführen. „Die Oper ist das provokative Erbe Mortiers“, meinte die Zeitung „La Razón“. Der an Krebs leidende Mortier wurde im Herbst 2013 als künstlerischer Direktor abgelöst und amtiert jetzt nur noch als Berater des Opernhauses.

Die Oper ist keineswegs nur eine umgewandelte Version des Hollywood-Streifens von Ang Lee, der 2006 mit drei Oscars ausgezeichnet wurde. „Die Oper ist anders als der Film“, meinte die 78-jährige US-Autorin Annie Proulx, die die Kurzgeschichte über die schwulen Cowboys verfasst hatte und auch das Libretto für die Oper schrieb. „Der Film war eher romantischer Natur, die Oper ist es nicht“, sagte die Pulitzer-Preisträgerin spanischen Medien. „Die Oper ist finsterer und stellt die emotionalen Spannungen stärker heraus.“

Auch die Bergwelt im US-Bundesstaat Wyoming, in der das Liebesdrama spielt, erscheint in der Oper weniger idyllisch als im Film. „Die Oper zeigt nicht die glänzende Berglandschaft der Hollywood-Produktion, sondern etwas Schroffes, Raues und Gefährliches“, erläutert der Schweizer Dirigent Titus Engel im Programm des Teatro Real. Die Berge werden in der Oper auf eine Leinwand projiziert. Die Musik bestärkt die Wirkung. „Wie in der Ouvertüre von 'Das Rheingold' von Richard Wagner widmet Wuorinen sich der Darstellung der Natur.“

Mortier warnt jedoch vor falschen Erwartungen. „Niemand soll glauben, Anspielungen von Country-Musik zu hören zu bekommen“, sagte der Belgier dem Magazin „El Cultural“. Die Liebesszenen werden in der Oper zum Teil expliziter dargestellt als im Film. Die Cowboys Jack Twist (dargestellt vom US-Tenor Tom Randle) und Ennis del Mar (gespielt vom kanadischen Bassbariton Daniel Okulitch) umarmen sich, küssen sich und liegen in einer Szene halbnackt auf einem Bett.

„Im Grunde handelt die Oper aber nicht von Homosexualität und auch nicht von Homophobie“, betonte die Autorin Proulx in der Zeitung „El Mundo“. „Es geht um das menschliche Bedürfnis nach Liebe.“ Ivo van Hove, der die Regie führt, sieht in dieser Hinsicht eine Parallele zur Wagner-Oper „Tristan und Isolde“, die in Madrid derzeit ebenfalls auf dem Programm steht. „Beide Opern handeln von einer unmöglichen sexuellen Liebe, die nur außerhalb der 'normalen' Gesellschaft erlebt werden kann“, sagte der Belgier. „Darin liegt für mich das gesellschaftliche Interesse von 'Brokeback Mountain'.“

Die Oper wird in Madrid bis zum 11. Februar an acht Abenden aufgeführt.