Letzte Scooter-Show mit Jordan

Hamburg (dpa) - Nach 20 Jahren Techno-Dröhnung ist Schluss für ihn: Das letzte Konzert der „20 Years Of Hardcore“-Tour hat sich Scooter-Musiker Rick J. Jordan für seinen Abschied ausgesucht.

Letzte Scooter-Show mit Jordan
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„Natürlich ist das ein ganz spezieller Moment, wenn man so eine Sache, die man selber aufgebaut hat, in neue Hände gibt“, sagte der 46-Jährige vor der Show am Freitagabend in seiner Wahlheimat Hamburg.

Vor 20 Jahren gehörte Jordan neben Frontmann H.P. Baxxter zu den Gründungsmitgliedern der Techno-Formation, die mit „Hyper Hyper“ 1994 ihren ersten europaweiten Hit hatte. „Das war so eine geile Karriere“, sagte er, „aber ich freue mich jetzt auf Neues.“ Pläne hat Jordan privat und beruflich schon.

„Ich glaube, das ist ein schöner Schlusspunkt. Besser, als wenn keiner so richtig glücklich wird und man das so austrudeln lässt“, meinte der gebürtige Hannoveraner, der seinen Entschluss im vergangenen Jahr fasste.

Bei „musikalischen Lockerungsübungen“ in einem ganz anderen Bereich - Alternative/Rock/Pop - habe er gemerkt, dass seine Leidenschaft für Musik, „die in den vergangenen Jahren ein bisschen auf der Strecke geblieben ist“, wieder da sei. „Da habe ich mich mit den Jungs zusammengesetzt und ihnen erklärt, dass das musikalisch nicht mehr so mein Ding ist“, berichtete Jordan. „Das ist übrigens alles sehr harmonisch verlaufen.“

Schaut er zurück auf die Scooter-Jahre, überwiegt bei Jordan das Positive. „Es gibt sicherlich ein paar Dinge, die wir hätten konsequenter anpacken können“, sagte er. „Obwohl wir von Anfang an eine handgemachte Band waren, haben wir uns zum Beispiel erst ein bisschen wie ein Plastik-Act verkauft, so dass die meisten dachten, wir wären so etwas wie ein Castingprojekt von Dieter Bohlen.“

Doch das Schöne bleibe haften. „Wir sind weltweit rumgekommen, wir sind an Ecken gewesen, die man als Tourist kaum bereist.“ Als sie jüngst in Russland aufgetreten seien, hätten Fans schon „We will miss you, Rick“-Plakate hochgehalten.

Seit zwei Jahrzehnten sind Scooter ein Phänomen. Mit unzähligen Auszeichnungen und millionenfach verkauften Tonträgern gehören sie zu den erfolgreichsten deutschen Musikern. Für die einen ist die Band Techno-Kult, die anderen belächeln die Musik als Trash. Mit ihren eingängigen Melodien und schlagwortartigen Texten schufen sich Scooter auch im Ausland eine große Fangemeinde.

2004 landeten sie beim deutschen Vorentscheid für den Eurovision Song Contest (ESC) mit „Jigga Jigga!“ hinter Max Mutzke auf dem zweiten Rang. Platzierungen in den Charts sind zwar seltener geworden, die Anhänger des Trios feiern aber immer noch wie einst.

Auch ohne Jordan geht es mit Scooter weiter - Frontmann Baxxter hat gerade erst im „Hamburger Abendblatt“ betont, selbst nie das Gefühl gehabt zu haben, aufhören zu wollen. Künftig werde Phil Speiser (Dirty Disco Youth) neben Baxxter und Michael Simon zum Trio gehören, berichtete Jordan und zeigte sich überzeugt: „So haben wir alle die Chance, noch mal den Resetknopf zu drücken.“

Musikalisch sind seine Pläne noch offen, eine Symbiose aus Handgemachtem und Elektronischem soll es werden und sein Künstlername nicht im Vordergrund stehen: „Ich würde das eher gern so halten wie Michael Cretu bei seinem Enigma-Projekt und erst mal die Musik sprechen lassen.“

Privat sind seine Vorhaben konkreter: Töchterchen Keira (6), die schon als Zweieinhalbjährige mit Ohrstöpseln bei ihrem ersten Scooter-Konzert „voll abgegangen“ sei, kommt im Sommer in die Schule. „Ich will vermeiden, dass ich irgendwann eine erwachsene Tochter habe und denke: Scheiße, wo ist die Zeit geblieben?“