Bryan Adams in Köln: Konzerttrip in die 80er und 90er Jahre

Köln. Haben eben noch — echt retro — Wunderkerzen zu „Straight from the Heart“ geblitzt, flackert jetzt das neue Jahrtausend: „Get your Mobiles“, animiert der kleine Mann mit dem strengen Scheitel — und schon erhellen tausende Handys und Smartphones das Rund der Kölnarena.

Bryan Adams strahlt, greift in die Saiten der Akustik-Gitarre.

Nach mehr als zwei Stunden steht er allein auf der großen Bühne, verabschiedet sich schmachtend: „All for One“ — und 12 000 Fans bejubeln frenetisch den Deutschland-Tourstart. Bryan Adams hat kein neues Album im Gepäck. Dennoch füllt er die Halle mühelos. Mit dieser Leichtigkeit hat er auch die Anhängerschaft — überraschend viele Jugendliche und Twens sind zu sehen — auf seiner Seite.

Adams-Konzerte sind wie Klassentreffen. Der 52-jährige Musiker schafft eine Nähe zu seinen Klassenkameraden wie kaum ein Zweiter. Sie hängen ihm an den Lippen und singen mit. Und das vom ersten Lied — „House Arrest“ — bis zum letzten — eben das Thema aus dem Film „Die drei Musketiere“.

Die Show von Adams und seinen vier Musikern ist ein Konzerttrip vor allem in die 80er und 90er Jahre. Da hat er Klassiker geschaffen, die Bestand haben. Die singt, schreit und raspelt er mit unveränderter Leidenschaft — bis die Halsschlagader bis zum Anschlag schwillt. Hit um Hit liefert Adams ab — er kann nicht anders: „Can’t stop the Things we started“ singt er wie zur Entschuldigung, um mit den 12 000 eine „One Night Love Affair“ zu zelebrieren.

Und selbst der Rentner in Cord-Sakko hebt die Faust und versichert: „18 ’til I die“. Mit Keith Scott als Lead-Gitarrist hat Adams einen kongenialen Partner seit Jahrzehnten an seiner Seite. Er bearbeitet die Gitarre, rast über die Bühne, lässt sich feiern und feiert das Publikum. Wie Schlagzeuger Mickey Curry hat auch Scott längst Kult-Status bei den Fans. Bryan Adams scheint den Abend zu genießen.

Auf der gigantisch großen Leinwand ist jedes verschmitzte Lächeln zu sehen. Und er lacht oft. So steigt die große Rock’n’Roll-Party zwischen „Summer of 69“ und „Cuts like a Knife“ auf der Bühne und in der Arena. Am Schluss stehen alle und jubeln. Und sie freuen sich auf das nächste Klassentreffen. Vielleicht dann mit neuer Musik. Sie wird dann klingen wie 1985 oder 1997. Aber die Fans setzt sie auf „Cloud #9“.