China verbietet Auftritt von Kraftwerk
Peking (dpa) - Die deutsche Band Kraftwerk darf in China kein Konzert geben. Die berühmten Elektropioniere wollten in einem Monat in Peking auf einem Musikfestival auftreten, doch das chinesische Kulturministerium verweigerte die Erlaubnis, wie die Organisatoren Modern Sky Records in Peking berichteten.
„Sie haben uns keine genauen Gründe genannt“, sagte Projektmanager Peng Peng der Nachrichtenagentur dpa. Ob das Verbot mit dem 1998 geplanten, aber wegen schlechten Wetters abgesagten Auftritt von Kraftwerk bei einem Konzert für die Befreiungsbewegung in Tibet in Washington DC zusammenhängt, blieb offen. „Das Ministerium entscheidet“, sagte Peng. „Wenn sie glauben, dass du problematisch bist, kannst du eben nicht kommen.“ Auf ihrer Asientournee haben die Düsseldorfer Musiker auch Konzerte in Singapur, Seoul, Taipeh und Hongkong geplant.
Während Kraftwerk aus China verbannt wurde, darf der einst als Johnny Rotten bekannte, ehemalige Sänger der skandalträchtigen Punkband Sex Pistols, John Lydon, am Wochenende mit seiner Band PiL (Public Image Ltd.) in Peking auftreten. „Sie haben keine problematische Vergangenheit“, sagte Manager Peng. „Sie sind jetzt PiL, nicht die Sex Pistols. Das ist anders.“
Er sah auch keinen Zusammenhang zwischen dem Verbot für Kraftwerk und der Verärgerung chinesischer Offizieller über Elton John, der im November sein Konzert in Peking dem regimekritischen Künstler Ai Weiwei gewidmet hatte. „Es gibt da keine Verbindung“, sagte Peng. Aber wegen des gerade abgeschlossenen Führungswechsels in Partei, Staat und Regierung „sind viele Dinge im Moment streng kontrolliert“.
Für Auftritte in China müssen Künstler grundsätzlich vorher ihre Musik, Texte und Videos beim Kulturministerium in Peking einreichen. „Wenn sie das Gefühl haben, dass die Texte nicht angemessen oder Videos zu extrem, zu blutig, obszön oder gewalttätig sind, werden Änderungen gefordert“, schilderte Peng. Wer das ablehne oder anderweitig als zu heikel betrachtet werde, könne nicht auftreten. „Wenn jemand ein politisches Problem hat, kann er unmöglich kommen.“
Es passiere „sehr häufig“, dass ausländische Musikgruppen ihr Programm ändern müssten, um in China auftreten zu können, berichtete Peng. Bei den Konzerten säßen dann Aufpasser, die verfolgten, dass nur die Stücke vorgetragen werden, die auch genehmigt wurden.
Die isländische Sängerin Björk sorgte 2008 in Shanghai für großen Wirbel, als sie sich für die Unabhängigkeit Tibets einsetzte. Am Ende ihres Protest-Lieds „Declare Independence“ rief sie „Tibet, Tibet“ und ließ die Textzeile „Raise your flag“ (Hisst eure Flagge) folgen.