Cro, seine Pandamaske und der Erfolg
Berlin (dpa) - Nach dem Riesenerfolg seines ersten Albums „Raop“ packte selbst den entspannten Pandamasken-Rapper Cro (24) die Panik.
„Kurz dachte ich: Soll ich überhaupt loslegen, oh Mann“, berichtet der Schwabe. Doch nach kurzer Zeit war jeder Zweifel verflogen, auch für die zweite Platte „Melodie“ setzt er auf seine Gute-Laune-Musik. Im dpa-Interview erzählt Cro, warum er nicht erwachsen werden will und warum er die Maske nicht absetzen wird.
Frage: Bei dem Song „Melodie“ auf Ihrem neuen Album geht es um Erwartungen von Fans und diese nicht zu erfüllen. Hatten Sie in der Produktion Sorgen, dass Sie es nicht packen?
Antwort: Ganz am Anfang dachte ich kurz: Oh-oh, scheiße, zweites Album, alle werden noch viel mehr als bei „Raop“ drauf achten, was und wie ich es mache. Kurz dachte ich: Soll ich überhaupt loslegen, oh Mann. Aber das war ziemlich schnell weg. Es war eher nur ein kurzer Moment: Das schaffe ich niemals. Nach einem halben Tag habe ich einfach losgelegt, es hat funktioniert.
Frage: Wie spürt man diesen Druck?
Antwort: Wenn ich zwei Echos oder einen Bambi gewinne, denke ich einerseits: Cool. Andererseits könnte ich aber das Hotelzimmer zerstören, weil ich weiß: Jetzt kann es eh nur noch bergab gehen. Jeden Preis nimmt ein lachendes und ein weinendes Auge. Aber trotzdem muss man einfach weitermachen und sich nicht abhalten lassen, von dem Gefühl.
Frage: Was war das Heftigste für Sie in der Zeit mit „Wetten, dass..?“-Auftritt und allem?
Antwort: Es war einfach alles. Es war jede Woche was Krasses: „Wetten, dass..?“, Echo, Bambi, goldene Platte, Partys, Konzerte, die immer größer wurden, die Reaktion von Fans, die Reaktionen der Medien, die Reaktionen von Freunden. Es war extrem, im Quadrat fünfmal extrem, extremer alles als andere vorher.
Frage: Stört es Sie manchmal, dass gesagt wird, dass hinter all dem Cro-Wahnsinn ein Businessplan stünde?
Antwort: Das ist mir egal, darüber mache ich mir keine Gedanken. Ich lese das auch gar nicht. Wenn mir ein Kommentar im Internet entgegenflattert wie: „Meine Oma kann besser repen als du.“ Dann denke ich mir: „Ok, du bist halt ein Idiot, der nicht mal richtig schreiben kann.“
Frage: Häufig erzählen Künstler, dass sie sich bei einer neuen Platte komplett neu erfunden haben. Bei Ihnen ist aber kein Bruch erkennbar.
Antwort: Das wollte ich auch gar nicht. Ich mache halt die Musik, die ich schon immer gemacht habe. Warum sollte ich was anderes machen? Das mache ich erst, wenn ich Bock drauf habe.
Frage: Wenn man sich Ihre Musik anhört, scheint es Ihnen generell und immer gutzugehen?
Antwort: Ich habe überwiegend gute Laune, es ist nicht viel Scheiße passiert, deshalb schreibe ich darüber, dass es mir gut geht. Wenn etwas Negatives passiert, würde ich auch darüber schreiben. In Dinge reinversetzen, wenn man sie nicht wirklich erlebt hat, ist immer etwas schwer, das funktioniert nicht so gut.
Frage: Also ist der Song „Cop Love“, in dem Sie von einer Polizistin verführt werden, real?
Antwort: Na klar. (lacht) Nein, das ist natürlich völlig frei erfunden, aber da ging es leicht von der Hand: „Führerschein und Fahrzeugpapiere, bitte“, oft genug erlebt - Kopfkino. Frage: Warum hören Sie Ihre eigene Musik nicht gerne im Radio?
Antwort: Ich habe das Soll immer schon erreicht, bevor es rauskommt. Dann habe ich ein Lied 500 Mal gehört - während der Produktion schon 100 Mal und danach noch mehr. Ich höre generell nicht so viel Radio. Ich habe multimediamäßig im Auto alles so abgecheckt, so dass ich einsteige und die Playlist geht von alleine los. Ich höre Bob Dylan, Beatles bis Dr. Dre oder Snoop Dogg.
Frage: Auch ein paar Beats von Ihrem neuen Album erinnern an Westcoast-Tracks der frühen Neunziger...
Antwort: Das freut mich sehr. Ich habe mit Absicht versucht, meine Hip-Hop-Kindheit der Neunziger einzufangen, Dre, Snoop, Biggie, solche Beats einzubauen.
Frage: Warum wollen Sie nicht erwachsen werden?
Antwort: Ich muss natürlich erwachsen sein, um wichtige Termine nicht zu verpennen. Ich muss große Entscheidungen treffen, muss für die Firmen, die ich gegründet habe, voll und ganz da sein. Das heißt ich bin auf jeden Fall voll erwachsen, ich mache das Ganze aber mit einem kindlichen Augenzwinkern und nehme es nicht so ernst.
Frage: In welchen Momenten merken Sie, dass Sie erwachsen sind oder eben noch nicht?
Antwort: Wenn es darum geht, abgecheckt und konzentriert, Dinge entscheiden zu müssen. Gerade, wenn es zum Beispiel in der Promophase darum geht, wochenlang voll da zu sein, merke ich schon, dass ich nicht kindisch sein darf. Diese Seite zeige ich, wenn ich mit Kumpels unterwegs bin, dann wird es richtig blöd. Mir ist die Freiheit wichtig, in jedem Moment sagen zu können: Lass uns jetzt abhauen, wir fahren dahin. Frei sein können viele Erwachsene nicht mehr, die haben Frau, Kinder und Verpflichtungen und können nicht mehr einfach los.
Frage: Gab es denn nach dem ersten Album in den Phasen des absoluten Hypes einmal Phasen, in denen Sie einfach nur raus wollten?
Antwort: Nein, ich habe ja die Maske. Und dank der Maske kann ich einfach jederzeit aussteigen. Maske weg und ich bin raus. Das ist so gut, dass ich dieses Hintertürchen habe. Deshalb bleibt die Maske auch.
Frage: Sido, Rap-Altmeister mit Maske in Deutschland, sagt, dass Sie einer der wenigen seien, bei denen er die Maske cool finde. Bedeutet Ihnen das etwas?
Antwort: Das bedeutet mir megaviel, wenn er mich feiert. Ich war von Anfang an Sido-Fan und fand ihn überkrass. Das hatte aber nichts mit der Maske zu tun. Ich bin immer noch Fan, so jemanden kennenzulernen, ist für mich immer noch spannend.
Frage: Was haben Sie während der Zeit gemacht zwischen der Hochphase und dem neuen Album?
Antwort: Ich war permanent am Dinge machen, Urlaub gab es schon zwei Jahre nicht mehr. Wenn mal Musik nicht Thema ist, gibt es das Modelabel, gibt es andere Firmenideen. Es gibt immer was zu tun. Dann gibt es noch ein bisschen Leben hinterher.
Frage: Leben Sie noch zu Hause bei Ihren Eltern?
Antwort: Ich habe inzwischen eine Bude in Stuttgart mit meinem Bruder zusammen. Zum Album produzieren bin ich aber wieder nach Hause, weil ich da im Keller lauter sein kann. Ich bin ja sowieso kaum zu Hause und ständig unterwegs, ständig irgendwo, dann bedeutet es mir viel, da zu sein. Da freut sich auch meine Mum, wenn ich mich mal blicken lasse zu Hause.