Crocodiles und Dodos: Tiernamen-Bands mit Biss

Berlin (dpa) - Bissige Krokodile gegen träge Dodos - im „Duell“ zweier Tiernamen-Bands scheint der Sieger festzustehen. Aber so eindeutig ist die Sache dann doch nicht. Beide neuen Alben bieten kernigen Indierock mit smarten Verweisen auf die Pop-Geschichte.

Die kalifornische Band CROCODILES um Brandon Welchez und Charles Rowell liefert mit „Crimes Of Passion“ (Zoo Music/Cargo) quasi den verspäteten Soundtrack zu einem Siebziger-Jahre-Trashfilm. Das fängt beim giftig-pinkfarbenen Transvestiten-Cover an und setzt sich musikalisch fort - mit verzerrtem Gesang, fiebrigen Gitarrenriffs, psychedelisch hallenden Grooves und einer ganzen Reihe mitreißender Glamrock-Melodien in 34 kurzweiligen Minuten.

Man denkt an Marc Bolan oder The Cramps, an Lou Reed oder die New York Dolls. Hinter den Noise-Elementen bisheriger Crocodiles-Platten kommen zunehmend gute Songs der Jungs aus San Diego zum Vorschein (etwa der griffig atheistische Opener „I Like In In The Dark“). Und am Schluss darf zum Instrumental „Un Chant d'Amour“ sogar geschwelgt werden.

Ebenfalls aus Kalifornien - nur etwas weiter nördlich - kommen die DODOS. Ihr fünftes Album „Carrier“ (Polyvinyl/Cargo) klingt zwar weniger schrill, aber keineswegs langweiliger als das der Krokodile. Die stilistische Nähe zu den Folkrock-Harmonien von - Achtung: noch mehr Tiernamen - Fleet Foxes oder Grizzly Bear ist zwar spürbar. Aber daneben haben die Songs von Sänger/Gitarrist Meric Long und Schlagzeuger Logan Kroeber auch etwas Wildes, Unkontrolliertes, was sich in gezielten Dissonanzen und manch forcierter Trommelei äußert.

Lahm wie ein Dodo - der plumpe Vogel, der letztlich wegen seiner Flugunfähigkeit ausstarb - ist dieses hibbelige Duo also nicht. Dass man vor den Studioaufnahmen in San Francisco den Tod des Gitarristen Chris Reimer verkraften musste, verleiht den elf Indiefolk-Songs einen melancholischen Unterton, den man von früheren Dodos-Platten so nicht kannte.