Das große Gefühl: Villazón singt Verdi
Berlin (dpa) - Rolando Villazón verneigt sich vor dem Genie Giuseppe Verdis. Der mexikanische Tenor mit der warmen Stimme präsentiert anlässlich des 200. Geburtstages des Komponisten, der sich 2013 jährt, ein Album mit Arien und Liedern: „Villazón Verdi“ heißt die Hommage an den Italiener.
Rolando Villazón kommt unweigerlich ins Schwärmen, wenn er über Giuseppe Verdi spricht. „Verdi hat komponiert über Gefühle, die Gefühle, die wir heute haben. Deshalb bleibt er modern“, brachte er in der NDR-Talkshow seine Verehrung für den Schöpfer so vieler beliebter Opern auf den Punkt. Verdis Zeitgenossen haben seine Lieder in den Gassen gesungen, und heutzutage dürfte es kaum jemanden geben, der nicht eine seiner einprägsamen Melodien mitträllern könnte.
Auch wenn Villazón entgegenkommt, dass sich emotional bewegte Herren bei Verdi-Arien besonders in Szene setzen können, hat er nicht nur Paraderollen für Tenor ausgewählt. „Villazón Verdi“ folgt einer Zeitlinie, beginnend mit „Ciel, che feci!“ aus Verdis erster Oper „Oberto“ von 1839. Es folgen einige Lieder und Arien aus frühen Werken wie „I due Foscari“ und „Il Corsaro“. Dann kommen die Jahre der großen Schöpfungen „Rigoletto“, „La Traviata“, mit der Villazón 2005 in Salzburg seinen Durchbruch erlebte, „Don Carlos“.
Von der grandiosen „Messa da Requiem“ wurde das Tenorsolo „Ingemisco“ ausgewählt. Den Abschluss bildet - im zarten Duett mit Mojca Erdmann - die allerletzte Arie, die Verdi für Tenor schrieb, die des Fenton aus Falstaff. Zu „Dal labbro il canto estasiato vola“ bemerkte Villazón einmal humorvoll in einem Interview: „...,da ist es hocherotisch. Leider kommt bei der Bühnenproduktion eine andere Rolle dazwischen. Sonst würden die Hauptfiguren Fenton und Nannetta sofort Liebe machen.“ Der Schalk sitzt Villazón, der sich auch als Clown für Kinder in einem Krankenhaus engagiert, immer im Nacken.
Zusammen mit dem Orchester des Teatro Regio Torino unter Gianandrea Noseda versteht es Villazón auch aus farbloserem Material viel Charakter herauszuholen. Da kommt es seinem Anliegen, klassische Musik einer breiten Zuhörerschaft nahezubringen, entgegen, dass er weiterhin auf die Unterstützung seiner Plattenfirma bauen kann, mit der er den Exklusivvertrag verlängert hat. Damit setzt das Label auch weiterhin auf die Zugkraft des lebhaften Mexikaners, der seiner lyrischen Stimme nach Ansicht von Kritikern zu kräftezehrende Rollen zugemutet hatte.
Auf „Villazón Verdi“ zeigt der Sänger große Gefühle und viel Dramatik, und sich gut bei Stimme. Die hat zwar an Glanz verloren, aber an Reife gewonnen, und Villazón bemüht sich um Zwischentöne. Eine Kostprobe seines Gesangs gibt er im Fernsehen zum Besten, als Gast in „Willkommen bei Carmen Nebel“. Seine Tour zum Verdi-Jahr startet Villazón im April kommenden Jahres in der Hamburger Laeiszhalle.
Verdi ist Emotion pur, wie auch ein Auftritt Rolando Villazóns. Die seinen Besuch in der NDR-Talkshow abschließenden Worte könnten auch das Motto des Tenors für das Jahr 2013 sein: „Viva Verdi!“