„Rocky“ als Musical auf der Reeperbahn
Hamburg (dpa) - Das Kunstblut steht bereit, die nachgebildeten Rinderhälften für die Trainingsszene im Schlachthof sind präpariert und 36 Darsteller warten auf ihren Einsatz: Rocky, der berühmteste Boxer der Filmgeschichte, steigt wieder in den Ring - diesmal als Musical-Held.
„Das wird fantastisch“, sagte das „Rocky“-Original Sylvester Stallone am Freitag in der Hansestadt. Die „wunderschöne Liebesgeschichte“ sei mehr als nur ein Remake des Films. Seit knapp einem Jahr rührt der Konzern Stage Entertainment mit seinen prominenten Co-Produzenten - Stallone sowie die Box-Brüder Wladimir und Vitali Klitschko - die Werbetrommel für die neue Show. An diesem Sonntag (18.11.) soll „Rocky - Fight From The Heart“ nun im Hamburger Operettenhaus Weltpremiere feiern.
Die musikalische Inszenierung biete den Vorteil, die innere Stimme der Protagonisten hören zu können, erklärte Hollywood-Star Stallone, der die Figur des Rocky Balboa für den ersten Film aus dem Jahre 1976 selbst kreierte und mit dem Überraschungserfolg drei Oscars holte. Er hatte kürzlich mit der Musical-Crew beim Kampf Wladimir Klitschkos gegen Mariusz Wach für eine gewaltige Rocky-Werbeshow vor Millionen TV-Zuschauern gesorgt. Auch bei der Premiere soll der 66-Jährige als Stargast über den roten Teppich gehen. Die Erwartungen an das Musical sind groß. Zunächst war das Budget auf knapp 12 Millionen Euro beziffert worden, inzwischen liegt es bei 15 Millionen Euro.
Es sei schließlich das erste Mal, dass ein großer, internationaler Musicalstoff von Deutschland aus in die Welt gehe, betont Stage Entertainment, „noch vor dem New Yorker Broadway oder dem Londoner West End“. Stallone stört das nicht. „Die Geschichte passt nach Hamburg. Hamburg ist eine "Rocky"-Stadt“, sagte er schon bei der ersten Vorstellung des Projekts. Und Deutschlands Musical-Metropole darf sich die Hansestadt ohnehin nennen. Stage Entertainment zeigt hier noch „Tarzan“ sowie „Der König der Löwen“ und errichtet ein weiteres Haus. Ein fünftes Musical-Theater plant die Firma „Mehr! Entertainment“.
„Ich wollte immer ein Musical machen, aber ich habe nicht gedacht, dass es nochmal klappen würde“, hatte Stallone erklärt. Für Regisseur Timbers ist die Rocky-Geschichte aus zwei Gründen wie gemacht für ein Musical: Es biete eine „innige Liebesgeschichte“ und das „heldenhafte Spektakel des Boxkampfes“. Das Stück basiert auf dem ersten der insgesamt sechs Boxer-Dramen. Darin verliebt sich Underdog Rocky in die schüchterne Adrian und tritt zum Kampf gegen Apollo Creed an. Musikalisch gibt es auch einen Ausflug zu „Rocky III“, dessen Titelsong „Eye Of The Tiger“ der Band Survivor zum Hit wurde.
Der Kultfilm als Musical, Rocky und Apollo singend und tanzend? „Man hat schon gemerkt, dass am Anfang eine gewisse Skepsis da war“, berichtet Britta Englisch, Sprecherin bei Stage Entertainment. „Doch damit hatten wir auch gerechnet, weil man sich eben noch nicht viel darunter vorstellen konnte.“ Je mehr aus dem neuen Stück aber zu hören und zu sehen gewesen sei, desto größer sei die Nachfrage nach Tickets gewesen. Jetzt gebe es für die Vorstellungen bis Ende des Jahres nur noch Restkarten.
50 Stunden trainierte Rocky-Darsteller Drew Sarich allein mit seinem Personal Trainer, um für die Rolle in Form zu kommen. 60 Minuten dauert es in der Maske, bis er sich in den Boxer verwandelt hat. Wie es ihm gelingt, das Herz von Adrian (Wietske van Tongeren) zu erobern, wollen sich am Sonntag Premierengäste wie TV-Moderator Jörg Pilawa, Rockmusiker Udo Lindenberg und Filmregisseur Sönke Wortmann anschauen.