Das passt: Landgren und „Lenny“
Berlin (dpa) - Der große Leonard Bernstein war als Dirigent und Komponist von Klassischer Musik oft nah am Jazz. Der große Jazzer Nils Landgren arbeitet das nun auf seinem neuen Album ganz wunderbar heraus.
Es ist sein bisher ambitioniertestes Projekt.
„Jazz ist Freude am Spiel und deshalb Unterhaltung im besten Sinne“, sagte der von Fans liebevoll „Lenny“ genannte Bernstein (1918-1990), zu dessen bekanntesten Werken das Musical „West Side Story“ mit seinen eingängigen Songs gehört. Diesem Schlüsselwerk hat Landgren gleich sechs der zwölf Stücke seiner Platte „Some Other Time - Tribute To Leonard Bernstein“ (ACT/Edel) entnommen. Und sie klingen in orchestralen Versionen gleichermaßen vertraut (Melodien wie „Maria“ oder „Somewhere“ sind halt für die Ewigkeit) und neu (die Arrangements des Grammy-Gewinners Vince Mendoza machen den Unterschied).
Der schwedische Posaunist („Mr. Red Horn“) und Sänger Landgren (59) hat sich für diese Einspielung viel Unterstützung geholt. Neben seiner bewährten Virtuosenband mit Jan Lundgren (Piano), Dieter Ilg (Bass) und Wolfgang Haffner (Schlagzeug) sind die von der US-amerikanischen A-capella-Formation The Manhattan Transfer bekannte Sängerin Janis Siegel und Bläser der Bochumer Symphoniker mit an Bord. Sie alle sorgen dafür, dass die teilweise schon fast zu oft gehörten Bernstein-Musicalstücke und Balladen jazzig-frisch und anrührend rüberkommen, ohne zu einem biederen Bigband-Sound zurechtgebogen zu werden.
Es ist immer wieder mitreißend, mit welcher Begeisterung sich der Erz-Sympath Landgren in seine Projekte wirft: Ob als Bandleader der Nils Landgren Funk Unit oder mit seinem aktuellen Trio, als gesuchter Begleiter weltweit bekannter Jazz- und Popmusiker, als Plattenproduzent, als künstlerischer Leiter von Jazz-Festivals, als Interpret skandinavischer Weihnachtslieder in der Serie „Christmas With My Friends“, und und und.
Auf „Some Other Time“ setzt der Schwede seine helle, nicht sonderlich tragende Singstimme durchaus vorteilhaft ein und kann sich zudem auf die großartige vokale Begleitung von Janis Siegel verlassen. Als Posaunist ist Landgren ohnehin eine Klasse für sich - sensibler kann man dieses schwierige Blasinstrument nicht spielen. So prägt er ein Album, das gerade auch in diesen Zeiten einem weiteren Credo des Querdenkers und Pazifisten Bernstein genügt: „Das ist unsere Antwort auf Gewalt: Intensiver, schöner und hingebungsvoller zu musizieren als je zuvor.“
Auch live ist Landgrens Hommage an Bernstein ein Erlebnis. Das war schon im Januar bei einem fabelhaften Auftritt in Berlin so, wo Landgren mit seiner Band, den Gästen Siegel und Mendoza sowie gut einem Dutzend Bläser der berühmten Berliner Philharmoniker (Landgren: „Ein Traum wird wahr“) auftrat. Und das dürfte im März nicht anders sein, wenn „Some Other Time“ in neun Konzerten mit der Neuen Philharmonie Frankfurt und der Sängerin Viktoria Tolstoy auf die Bühnen gebracht wird.
Konzerte: 30.1. Münster, WDR3 Jazzfest (mit den Bochumer Symphonikern); 2.3. Dortmund, Konzerthaus; 6.3. Dessau, Kurt-Weill-Fest; 9.3. Frankfurt/Main, Alte Oper; 11.3. Dresden, Alter Schlachthof; 12.3. Karlsruhe, Tollhaus; 13.3. Düsseldorf, Tonhalle; 18.3. Lübeck, Musik- und Kongresshalle; 19.3. Hamburg, Laeiszhalle; 20.3. Leipzig, Haus Auensee (alle mit der Neuen Philharmonie Frankfurt).