Das Phänomen One Direction - britische Boyband 2.0
Berlin (dpa) - Harry Styles, Liam Payne, Zayn Malik, Naill Horan und Louis Tomlinson - diese Namen sollten sich Eltern junger Mädchen merken. Denn die Mitglieder der britisch-irischen Boygroup One Direction, alle zwischen 18 und 20 Jahre alt, sorgen momentan für Kreischalarm - egal wo sie auftauchen.
Zuletzt war das so bei der Bambi-Verleihung in Düsseldorf, wo Hunderte weibliche Fans in Dunkelheit und Kälte stundenlang warteten, um einen kurzen Blick auf ihre Idole werfen zu können.
Drei MTV-Video Music Awards, einen Brit-Award, zwei MTV Europe Music Awards und den Bambi - dazu einen Auftritt bei der Olympia-Abschlussfeier und vor der Queen. Es ist definitiv das Jahr von One Direction. Die Band belegte 2010 den dritten Platz in der britischen Castingshow „X-Factor“. In der Regel sind den Erfolgen solcher Bands nationale Grenzen gesetzt. Aber One Direction startete durch - Richtung Amerika. Dort schoss ihr Debütalbum „Up All Night“ im März direkt auf Platz 1 der US-Charts.
Auch das zweite Album „Take Me Home“, eine Mischung aus Pop, Softrock und Balladen, stieg in dieser Woche auf dem Spitzenplatz ein. Das schaffen nur ausgesprochen wenige Bands aus dem Ausland. „1D“, wie Fans den Bandnamen abkürzen, stürmen auch in Europa die Charts. Und das ohne groß angelegte PR-Kampagne. Die Band setzt vor allem aufs Internet.
„Die Beatles hatten damals so etwas wie Twitter natürlich nicht. Für uns ist es dementsprechend einfacher, in anderen Ländern bekannt zu werden und das nutzen wir natürlich“, meint Bandmitglied Liam (19) im dpa-Interview. In der Tat: Fragt man Fans, woher sie „1D“ kennen, antworten die meisten: Facebook, Twitter, Youtube oder Tumblr. Auf diesen Plattformen veröffentlicht die Band ihre Songs oder bleibt in Kontakt mit den Fans: „Als ich jünger war und mein Idol Robbie Williams hätte kontaktieren wollen, hätte ich einen Fanbrief schreiben müssen, zusammen mit hunderttausend anderen Fans. Und er hätte den Brief wohl gar nicht bekommen“, erklärt Liam. „Heute schreiben uns die Fans über Twitter und wir versuchen, möglichst vielen zu antworten.“
Die Musiker verfassen ihre Nachrichten auf den sozialen Netzwerken nach eigenen Angaben selbst, meist sind es mehrere am Tag. Die meisten Follower hat Harry mit über acht Millionen Twitter-Freunden. Fast täglich postet er Fotos, Banalitäten aus dem Bandalltag („Guten Morgen, Paris“) oder beantwortet Fragen seiner Fans.
Aber es ist nicht allein das geschickte Nutzen des Internets, das den weltweiten Erfolg von One Direction erklärt. Mit Sony hat die Band das zweitgrößte Musiklabel der Welt im Rücken. Ihr Mentor Simon Cowell, der sie als Jurymitglied bei „X-Factor“ entdeckte, hat als Produzent beste Kontakte in die USA.
Im nächsten Jahr soll die weltweite „1D“-Mania weitergehen - Kinofilm und Welttournee sind geplant. Die führt die fünf Jungs im Mai auch nach Deutschland: „Die Fans hier waren immer großartig und wir freuen uns auf die Konzerte in Oberhausen, Berlin, Hamburg und München“, sagt Harry (18). Für die meisten werden One Direction aber wohl virtuelle Idole bleiben - die vier Konzerte sind schon jetzt fast alle ausverkauft.