Dave Grohl: Raus aus der Komfortzone
Stuttgart (dpa) - Mit ihrem neuen Album „Sonic Highways“ bringen die Foo Fighters nicht nur neue Musik auf den Markt, sondern auch eine TV-Serie. Die soll den Entstehungsprozess der Platte dokumentieren - und der amerikanischen Musikgeschichte auf den Grund gehen.
Im dpa-Interview spricht Frontmann Dave Grohl über die Flucht aus der Komfortzone, Musik zum Erleben und Geschichtsbewusstsein.
Frage: Vor zwei Jahren haben Sie eine Band-Pause verkündet, plötzlich kommen Sie mit einem Konzept-Album und einer Serie um die Ecke. Wie kam es dazu?
Antwort: Wir haben die zwei Jahre genutzt, um im Geheimen an dem Projekt zu arbeiten, die Städte und Interviewpartner herauszusuchen, die Songs zu komponieren und die Serie zu schreiben. Die Idee, nicht einfach in unser Studio zu gehen und mit einem fertigen Album rauszukommen, kam bereits bei unserem letzten Album „Wasting Light“. Das haben wir in meiner Garage aufgenommen. Ich wollte unsere Band aus der Komfortzone holen - und sehen, welchen Einfluss die Umwelt auf die Musik hat. Jeder Raum ist anders und das Gefühl und die Energie eines Studios bestimmen, was mit der Musik passiert. Acht Städte und acht Studios waren eine noch größere Herausforderung.
Frage: Muss man die dazugehörige Fernsehserie sehen und das Konzept kennen, um die Musik zu verstehen?
Antwort: Als wir uns an das Projekt machten, wussten wir immer: Das Allerwichtigste ist, dass es ein großartiges Foo Fighters Album wird. Das Wichtigste ist, dass man die Musik genießt. Spannend ist aber, dass jemand womöglich ein Jahr lang nur die Musik hört und dann auf die Serie stoßen könnte. Dann erfährt er, was die Inspiration hinter den Texten war. Ich habe nahezu mein ganzes Leben damit verbracht, nach innen gerichtete Lyrics zu schreiben. Es war das erste Mal, dass ich über etwas berichte.
Frage: Reicht Musik allein nicht mehr aus, um die Fans zu begeistern?
Antwort: Uns war wichtig, eine Alternative zum Musik-Programm im Fernsehen zu bieten, das vor allem aus Wettbewerben und Musikvideos besteht. Aber Musik ist kein Wettbewerb, Musik ist etwas, das jeder in sich trägt. Und wir wollten Geschichten von Musikern erzählen, die andere Menschen inspirieren.
Frage: Inwieweit ist das Projekt auch eine Promotion-Strategie?
Antwort: Es macht unsere Band sichtbarer denn je. Ein solches Projekt kann ein Vehikel für Menschen sein, unsere Musik zu erleben. Als wir die Serie planten, wollte der Sender HBO viel mehr Foo Fighters in der Show haben als wir. Wir stehen nicht im Mittelpunkt des Ganzen. Wir sind für den Soundtrack der Geschichten da.
Frage: „Sonic Highways“ geht der amerikanischen Musikgeschichte auf den Grund. Ist es in Zeiten von Krisen und Kriegen notwendiger denn je, sich seiner Geschichte bewusst zu sein?
Antwort: Es ist nicht notwendig. Aber es ist wichtig, dass die Geschichte dokumentiert ist und jeder darauf zugreifen kann. Deshalb ist es großartig, dass es Dokumentationen gibt. Denn sie erzählen Geschichten, wie es Menschen seit jeher als kulturelle Tradition tun. Und der Zugang zu moderner Dokumentation ist ein mächtiges Werkzeug: Wer Geschichte versteht, kann besser verstehen, warum wir da sind, wo wir heute stehen.
ZUR PERSON: Dave Grohl (45) wurde am 14. Januar 1969 in Warren im US-amerikanischen Bundesstaat Ohio geboren und wuchs in Springfield nahe Washington D.C. auf. Er wurde als Schlagzeuger der US-Band Nirvana bekannt. Nachdem sich Nirvana im Zuge des Todes von Sänger Kurt Cobain auflöste, gründete Grohl die Foo Fighters, die mit Songs wie „Everlong“ und „All my life“ weltweit berühmt wurden.