Welt-Tournee Deep Purple: Langsames Ende einer Legende
Mit Film und Album geht die Band jetzt noch einmal auf eine lange Welt-Tournee.
Düsseldorf. Wie man sich fühlt, wenn sich als Vierzehnjähriger als erste eigene Platte „Deep Purple in Rock“ gekauft hat und dann zwei seiner Legenden von damals gegenüber sitzt? Ganz locker, denn Roger Glover und Ian Paice sind mit der Erfahrung von 50 Jahren Rock-Geschichte allen Eitelkeiten entwachsen. Der Bassist und der Schlagzeuger, 71 und 68 Jahre alt, machen Witze, gern auch übers Alter, und plaudern über den langsamen Abschied der Band. „Das Ende kommt. So ist das Gesetz der Natur“, formuliert es Paice so hart und klar wie eines der legendären Gitarren-Riffs.
Zum Abschied hat sich die Band selbst beschenkt, mit einem Kino-Film, der am Donnerstagabend in Düsseldorf Deutschland- Premiere hatte. „From here to Infinite“ heißt die Dokumentation um die Entstehung des letzten Albums „Infinite“, das am 7. April erscheint. „Alle Filme, die es über Deep Purple gibt, sind in den 70er Jahren gedreht worden“, sagt Glover: „Sicher, das waren die glorreichen Zeiten. Aber wir sind noch da.“ Die Idee habe Gitarrist Steve Morse gehabt, der Nachfolger von Ritchie Blackmore, der ebenfalls schon seit 22 Jahren zur Band gehört.
Entstanden ist der Film in Nashville, wo Deep Purple „Infinite“ eingespielt hat. Paice: „Das ist einer der letzten Orte auf der Welt, wo man noch ein Album aufnehmen kann.“ In fast allen Ländern seien die guten Studios verschwunden. „In Nashville gibt es überall Musik, alle möglichen Stilrichtungen und die besten Session- Musiker.“
Zwei Minuten Fußweg vom Studio entfernt seien etliche Live-Clubs gewesen. Das habe die Band sehr inspiriert. „In der Dokumentation werden die Momente gezeigt, in denen die Dinge entstehen“, sagt Paice Das seien sehr intime Augenblicke. Normalerweise wollen Musiker nicht, wenn Unbeteiligte an diesen kreativen Phasen teilnehmen. Das Filmteam sei aber so diskret gewesen, dass man es irgendwann gar nicht mehr bemerkt habe.
Nach der Filmpremiere startet Deep Purple zur großen Abschieds-Tour rund um die Welt. „Wir waren immer eine Live-Band. Wir müssen vor Publikum spielen“, sagt Glover. Das sei auch der Grund gewesen, warum Keyboarder Jon Lord sich damals zurückgezogen habe: „Er stand noch gern auf der Bühne, mochte aber das Reisen nicht mehr.“
Zwei bis drei Jahre werde die Welt-Tournee dauern, in deren Verlauf die Briten auch in Deutschland auftreten werden. Am 6. Juni 2017 spielt die Band in Köln, am 7. Juni in Dortmund. Auf einen Termin für das allerletzte Konzert wollen sich Paice und Glover noch nicht festlegen: „Nach der Tournee machen wir eine Pause und setzten uns zusammen. Vielleicht sagen wir dann, dass endgültig Schluss ist.“ Es sei aber auch denkbar, dass man noch das eine oder andere Konzert spielen werde. deeppurple.com