Der King lebt am Anleihemarkt

Memphis (dpa) — Der König ist tot, lang lebe der König: Elvis Presley ist zwar 1977 gestorben, doch jedes Jahr pilgern Hunderttausende Fans ins Graceland-Museum nach Memphis im US-Staat Tennessee, um das frühere Zuhause des „King of Rock’n Roll“ zu besichtigen.

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Das Anwesen ist zwar eine große Touristenattraktion, es könnte nach all den Jahren aber mal wieder renoviert werden. Mit Unterstützung der Behörden wollen die privaten Betreiber nun den Kapitalmarkt anzapfen, um Presley’s Erbe ordentlich aufzupolieren und kräftig auszubauen.

Diese Woche herrschte in Graceland noch größerer Andrang als sonst — am Donnerstag wäre Elvis 80 geworden - die Presley-Familie beging den Ehrentag mit Hunderten von Fans. Die Stadt Memphis und die Verwalter des Anwesens, auf dem diverse Elvis-Andenken von Gitarren über Kostüme bis zu seinen Autos ausgestellt sind, hoffen darauf, dass der Rummel um die Musik-Ikone noch lange anhält. Sie haben eine Art Geburtstagsanleihe am Start, die auf die Popularität der Marke Elvis setzt. Die Wertpapiere sollen über 30 Jahre laufen und 125 Millionen Dollar einbringen.

Mit dem eingesammelten Geld wollen die öffentlich-privaten Partner Graceland auf Vordermann bringen und so den Wirtschaftsstandort Memphis stärken: Ein Hotel mit 450 Zimmern und Konferenzräumen und Konzertsaal soll entstehen, zudem sind zwei Restaurants, ein Theater, Ausstellungs- und Ladenflächen geplant. „Wir wollen der Marke "Elvis" zu neuem Glanz verhelfen“, sagte Reid Dulberger von der Wirtschaftsförderungsgesellschaft in Memphis, die sich um die Ausgabe der Anleihen kümmert, dem Finanzdienst Bloomberg bereits Ende Dezember. Graceland sei mit der Zeit etwas in die Jahre gekommen.

Das Anwesen, das Elvis Presley 1954 kaufte und bis zu seinem Tod seine Heimat war, gehört dessen Tochter Lisa Marie. Sie hält allerdings nur 15 Prozent an der Gesellschaft Elvis Presley Enterprises, die die Markenrechte besitzt. Den Rest hat die New Yorker Marketingfirma Authentic Brands Group ABG gekauft, die auch die Lizenzen für die Namen der US-Boxlegende Muhammad Ali und des verstorbenen Filmstars Marilyn Monroe hält. Das Unternehmen machte letztes Jahr einen Deal mit der Stadtverwaltung von Memphis, der Steuervergünstigungen für das Projekt einräumt und die Anleihefinanzierung ermöglichte.

Die Kämmerer der Südstaatenmetropole haben die Finanzberatung Younger & Associates aus Tennessee das Vorhaben durchkalkulieren lassen und versprechen sich einen großen wirtschaftlichen Erfolg. „Die Stadt und der Landkreis werden stark profitieren, weil das Projekt hilft, einen der Haupttreiber der Tourismus-Industrie zu verstärken“, heißt es in den Planungsunterlagen, die dpa einsehen konnte. Die Stadt rechnet mit 500 neuen Jobs und 50 Millionen Dollar zusätzlichen Steuereinnahmen, die durch den Ausbau entstehen.

Memphis legt die Anleihen zwar über die Entwicklungsbehörde auf und tritt Steuergelder zur Bedienung der Zinsen ab. Stadtrat Jim Strickland machte aber bereits deutlich, dass die öffentliche Hand nicht bürgt, wenn Elvis Presley Enterprises scheitern sollte. Für Investoren sind die Papiere deshalb eher riskant, private Kleinanleger dürfen an der Auktion aber sowieso nicht teilnehmen.

Zur konkreten Verzinsung macht die Wirtschaftsfördergesellschaft bislang noch keine genauen Angaben. Sie hängt aber davon ab, dass die Einnahmen aus dem Tourismus weiter sprudeln. Noch strömen jedes Jahr etwa 600 000 Fans nach Graceland — doch den jüngeren Generationen wird der King immer unbekannter. Mit Investitionen gegen das schwindende Interesse anzusteuern, könnte eine gewagte Wette sein.