Der Song-Poet: James Taylor wird 65
New York (dpa) - Bei seinem jüngsten großen Auftritt spielte er nur einen Song und der war noch nicht einmal von ihm. Doch es war Barack Obama persönlich, der ihn, nur mit einer einfachen Gitarre, auf seiner zweiten Amtseinführung wollte: James Taylor gehört zu den einflussreichsten Musikern der USA und ist längst eine Legende.
Jetzt (12. März) wird der Liedermacher 65.
Taylor wuchs in North Carolina auf, vier der fünf Geschwister wurden Profimusiker. James lernte erst Cello, doch es war vor allem die Musik von Woody Guthrie, die ihn zur Gitarre trieb. Der Liedermacher, der Amerika mit „This Land Is Your Land“ eine zweite, inoffizielle Hymne gab, blieb zeitlebens das Vorbild Taylors.
Mit 14 schrieb er seinen ersten Song und bald trat er mit einem Freund in Cafés auf. Der Partner machte später selbst Karriere als Musiker und Songschreiber: Danny Kortchmar. Doch schon als Teenager bekam er Depressionen und war sogar in nervenärztlicher Behandlung. Immerhin: Den Jungen rettete das vor dem Vietnamkrieg.
Wenn das Klischee stimmt, dass einsame und unglückliche Künstler die kreativsten sind, wäre Taylor das beste Beispiel. Der junge Mann galt als höchst sensibel und hatte kaum Freunde. Der beste war die Musik. Er schrieb die Songs für die erste Band, die er in New York bildete, mochte aber nicht im Mittelpunkt stehen. Mit nicht einmal 20 war er schon drogenabhängig. „Ich lernte eine Menge über Musik und zu viel über Drogen“, sagte er später über die New Yorker Jahre.
Vielleicht hat sein Vater ihm das Leben gerettet. Der bekannte Arzt flog nach New York, stopfte Sohn und Habseligkeiten in einen Mietwagen und fuhr zurück ins stille North Carolina. Nach einer Entziehungskur schickte Taylor ein Band an Apple Records. Der Miteigentümer des Plattenlabels hieß Paul McCartney, war begeistert und machte sofort einen Vertrag mit dem jungen Amerikaner.
Es folgten Jahre aus Erfolg und Misserfolg, Drogenabstürzen und Drogentherapien, musikalischen Höhenflügen und schweren Depressionen. Doch Taylor hinterließ Fußspuren. Seine stets etwas versonnene Spielweise, die ruhige, verträumte Stimme, die lyrischen Verse - das kam an in der Aufbruchzeit der 1960er und 70er Jahre. Die Ära hatte viele Barden, Taylor war vielleicht der poetischste.
Und so wurden die Songs des James Taylor Hits. Das Album „Sweet Baby James“ halten viele Fans für sein bestes, in der Single „Fire and Rain“ verarbeitete er seine Erfahrungen mit der Psychiatrie. Das Album „Mud Slide Slim and the Blue Horizon“ schaffte Platz 2 der Albumcharts und die Auskopplung „You've Got a Friend“ sogar Platz 1.
In den Achtzigern wollten viele davon nichts hören. Elektronik und Show bestimmten die Szene - das war nicht die Welt des James Taylor. Er war schon so etwas wie eine Legende, aber die Fans wollten eher seine alten Platten. Immerhin gehörte er zum Stammpersonal, wenn Künstler demokratische Präsidentschaftskandidaten unterstützten. Und 1996 trat er sogar bei den „Simpsons“ auf.
Inzwischen ist Taylor wieder erfolgreich, bei Konzerten wie den Verkäufen. Gewiss, andere verkaufen mehr. Country-König Garth Brooks zum Beispiel. Aber der ist ein solcher Verehrer des Liedermachers aus North Carolina, dass er seine erste Tochter Taylor nannte.