Detlef Muthmann: Der Mann, der Musik verschenkt
Der Unternehmer Detlef Muthmann will in Wuppertal zehn Jahre lang Kammerkonzerte in der Stadthalle sponsern.
Wuppertal. In Wuppertal ist das Geld bekanntermaßen knapp und der Etat der Historischen Stadthalle so gering, dass ihr Geschäftsführer Holger Kruppe nur ein bis zwei eigene Veranstaltungen im Jahr organisieren kann. Stattdessen ist er darauf angewiesen, externe Veranstalter in seine Säle zu holen. Und dann hört Kruppe von Detlef Muthmann den wunderbaren Satz: „Das Materielle ist ganz nebensächlich.“
Der Unternehmer will eine Reihe mit Kammerkonzerten ins Leben rufen und die Rollen dabei klar verteilen: Die Stadthalle übernimmt die Organisation, er steht für die Kosten gerade — die Musiker, die Miete für den Saal, die Programme. Da sind pro Konzert 7000 bis 8000 Euro fällig.
Die Idee kam nicht von heute auf morgen, sondern hat einen langen Vorlauf — rund 60 Jahre. Detlef Muthmann ist in Wuppertal geboren und aufgewachsen. Er hat Klavier und Cello gelernt und ging fast jede Woche zu einem Konzert in der Stadthalle: „Ich habe alles da gehört, ich habe der Stadthalle viel zu verdanken“, sagt der 71-Jährige.
Sein Berufsleben vertraute er jedoch der Musik nicht an: „Mein Cellolehrer hat mir abgeraten.“ Stattdessen studierte er Betriebswirtschaft und gründete im benachbarten Haan eine Firma für Transportkühlanlagen. Aber die klassische Musik hat ihn durchs Leben begleitet, „mir auch durch schwierige Zeiten geholfen“.
Als er sich aus seiner Firma Euram zurückzog, hat ihn die Initiative eines Notars aus Buffalo (USA) inspiriert: Dieser lässt jedes Jahr alle 16 Beethoven-Streichquartette aufführen, die auch für Muthmann „die Krönung der Kammermusik“ sind.
Mit dieser Idee ging er im vorigen Jahr zum Geschäftsführer der Stadthalle. Mehrfach sind sie dann zu Konzerten eines Quartetts gefahren, das dafür in Frage käme, waren aber enttäuscht. Durch Zufall stießen sie auf das Prisma-Quartett, das „energisch und einfühlsam“ (Muthmann) aufspielt — seit Oktober auch einmal im Monat in Wuppertal.
Die vier jungen Musiker bedanken sich auf ihre Weise für das Sponsoring und haben für die sechs Konzerte 18 Werke einstudiert — ein gewaltiges Pensum. Muthmann wünschte sich nur für den Auftakt das Haydn-Quartett, ansonsten waren die vier in der Auswahl frei. Deshalb hat jetzt auch ein Anton Webern und anderes Moderne eine Chance, das Veranstalter als vermeintlich unpopulär sonst lieber vermeiden.
Muthmann ist begeistert von dem Programm, aber „ein bisschen bekümmert“, dass er dieses Vergnügen nicht mit vielen Leuten teilt: Die Konzerte sind eher schwach besucht. Eigentlich sollte der Sonntagnachmittag auch Familien mit Kindern ansprechen. Nun bastelt er an zusätzlichen Kinderkonzerten. In Düsseldorf, Krefeld und Köln sind solche Veranstaltungen, bei denen die Instrumente und Stücke erklärt werden, die Publikumsrenner.
Der ehemalige Unternehmer hat gelernt, sich in Geduld zu üben, und so sieht er auch dieses Engagement langfristig: „Zehn Jahre auf jeden Fall, damit es nachhaltig wird.“
Doch was ist der Antrieb für dieses Engagement? „Ich bin selbst noch nicht so richtig dahinter gekommen. Ein Missionar bin ich jedenfalls nicht“, sagt Muthmann. Er will etwas für die Kammermusik tun, weil das Interesse daran nachgelassen habe, und etwas „in dem schönen Mendelssohn-Saal“ der Stadthalle machen.
Eitelkeit dürfte ihn kaum treiben, denn dann müsste er auf bekannte Namen setzen. Am Ende ist es wohl etwas, was man heute nur selten antrifft — aufrichtiges Engagement: „Die Liebe zur Musik sitzt so tief. Ich weiß gar nicht, wie das kommt.“