Deutsche dominieren die Charts
In der Album-Hitparade rangieren US-Stars ziemlich weit hinten.
Düsseldorf/Nürnberg. Man traut seinen Ohren kaum: Bei den Album-Jahrescharts rangieren Rihanna und Jennifer Lopez unter ferner liefen, für deutsche Musiker lief das Jahr 2011 hingegen blendend. In den Top 20 der Album-Hitparade finden sich zwölf Interpreten aus Deutschland.
Direkt hinter der Spitzenreiterin Adele aus Großbritannien stehen die beiden Pop-Rock-Legenden Udo Lindenberg und Herbert Grönemeyer. Platz fünf belegt Unheilig mit „Große Freiheit“ — die Platte war 2010 Jahressieger geworden. Direkt dahinter liegt das Pop-Duo Rosenstolz mit der Comeback-Platte „Wir sind am Leben“. Aus dem englisch- sprachigen Raum tauchen nur noch Bruno Mars (Platz 4) und Lady Gaga (Platz 13) unter den ersten Zwanzig auf.
Die Schlagersängerinnen Helene Fischer und Andrea Berg sind doppelt vertreten: Fischer rangiert mit „Best of“ und „Für einen Tag“ auf Rang neun und zehn, Kollegin Berg mit „Abenteuer“ und „Schwerelos“ auf elf und 15. Die Brachialrocker von Rammstein kamen mit „Made in Germany 1995-2011“ auf Platz 16, Pietro Lombardi schaffte es mit „Jackpot“ auf Rang 19 und die zweifache Grand-Prix-Sängerin Lena mit ihrem Album „Good News“ auf Platz 20.
Für diesen Trend sieht der Musikproduzent Tim Renner , von 2001 bis 2004 Vorstandsvorsitzender der Universal Music Group in Deutschland, mehrere Gründe. Bis 2003 habe der Anteil deutscher Musik am Gesamtmarkt bei nur 28 Prozent gelegen. Seitdem wachse er kontinuierlich, weil große Plattenlabels mehr deutsche Künstler unter Vertrag genommen hätten.
Zudem habe die Digitalisierung dazu geführt, dass international konkurrenzfähige Alben heute deutlich günstiger zu produzieren seien, sagte Renner dem „Stern“. Und schließlich profitiere die Branche davon, dass ganze Generationen mit Sängern wie Westernhagen, Maffay, Lindenberg und Grönemeyer groß geworden sind: „Das bindet und schafft treue Kunden.“
Das Radio spiegelt diese Entwicklung nicht wider. Die Sender spielen laut einer Untersuchung des Deutschen Musik-Exportbüros im Schnitt nur zu zehn Prozent deutschsprachige Titel, setzen lieber auf bewährte Namen aus England und den USA. Dank Abspielplattformen wie Youtube und Filesharing finden die Musiker aber dennoch ihre Hörer.