Die Andacht mit Reinhard Mey

Der Liedermacher geizte in der Tonhalle mit seinen Klassikern.

Düsseldorf. Eine Gitarre und die eigene Stimme — mehr braucht es nicht, um 1800 Menschen zu fesseln. Jedenfalls wenn man Reinhard Mey heißt. Am Mittwoch spielte der 68-jährige Liedermacher das erste der beiden Düsseldorf-Konzerte seiner „Mairegen“-Tournee in der Tonhalle.

Fast andächtig lauschte das Publikum 140 Minuten lang den poetischen und pointierten Texten Meys und seiner auf der Gitarre gezupften Begleitung. Zu hören bekam es fast nur Liedgut jüngeren Datums. Auf Klassiker wie „Über den Wolken“, „Narrenschiff“, „Ankomme Freitag, den 13.“ oder „Ich wollte wie Orpheus singen“ mussten die Zuhörer größtenteils verzichten.

Dabei waren es gerade die älteren Lieder wie die zarte Liebeserklärung „Herbstgewitter über den Dächern“ und „Danke, liebe gute Fee“, bei denen das Publikum schon nach den ersten Takten erwartungsfroh applaudierte.

Mey zeigte sich in bester Verfassung. Fast euphorisch hopste er pünktlich um 20 Uhr ganz in schwarz — Seidenhemd, Jeans und sportliche Schuhe — aufs Parkett. Sein Publikum hatte er im Griff, moderierte die insgesamt 25 Titel in gewohnter Manier ausschweifend an und schmeichelte seinen Zuschauern hier und da. 45 Jahre hätte er — schon damals mit den „Rotten Radish Skiffle Guys“ — geübt, damit er an diesem Abbend in der Tonhalle vor „gleichgestimmten und verwandten Seelen“ singen könne.

Denn Musik, das sei für ihn eiserne Ration, Überlebens- und Heilmittel zugleich. Folgerichtig eröffnete er sein Konzert mit dem samtweichen „Gib mir Musik“ und forderte in einer der drei Zugaben die „Musikpolizei“ auf, dem nervigen Hintergrundgedudel in Restaurants und Geschäften Einhalt zu gebieten.

Ernster wurde es, als Mey wie schon Konstantin Wecker das Gedicht „Was keiner wagt“ von Lothar Zenetti vertonte und Hanns Dieter Hüschs Gedicht „Bedenkt“ rezitierte. Gesprochen hat Mey vor allem von sich und seiner Vergangenheit und nimmt in Kauf, dass Lieder wie „Bunter Hund“ und „Ich bin“ etwas selbstgefällig daherkommen.

Auch musikalisch hätte es der Musik dann und wann gut getan, die gezupfte Solo-Gitarre gegen eine Band zu tauschen. An den großartigen Texten freilich ändert das nichts. Und auch, wenn „Mairegen“ nur noch in kleinen Teilen die große Geste der Gesellschaftskritik bietet, sondern eher den Mey’schen Mikrokosmos vom „Butterbrot“ über die „Gute Seele“ bis zum „Ficus Benjamini“ behandelt, finden sich seine Zuhörer in dieser Welt doch wieder.