DJ Paul van Dyk macht Verdi tanzbar
Wenn ein DJ auf das Opernpublikum in München trifft.
München. DJ Paul van Dyk (41) lädt zur Elektro-Party in die altehrwürdige Bayerische Staatsoper. Am Samstagabend legt er dort unter dem Motto „Paul van Dyk meets Verdi“ auf — und mixt Club-Beats mit Opern von Giuseppe Verdi.
Herr van Dyk, Sie lassen Verdi-Opern auf Elektro treffen. Wie ist diese Idee entstanden?
Paul van Dyk: Da ziehe ich den Hut vor den Organisatoren der Opernfestspiele. Die kamen nämlich auf mich zu und haben überlegt, was man da zusammen machen kann. Elektronische Musik hat sich ja inzwischen aus einer kleinen Subkultur zur größten Musikkultur der Welt entwickelt. Und dass die Macher eines Festivals, das sich klassisch mit Klassik beschäftigt, so progressiv sind — davor hab ich größte Hochachtung.
Sie konnten sich ein solches Projekt nur mit der Musik von Verdi vorstellen — warum?
van Dyk: Verdi gehörte zu seiner Zeit zu den Leuten, die — ähnlich wie ich das auch immer versuche — einen Kontakt zum Publikum herstellten. In Verdis Musik gibt es Tiefen und spannungsgeladene Momente, aber auch Riffs, die fast schon Pop-Charakter haben. Da sind teilweise wirklich klassische Pop-Akkorde drin. Und diese Ambivalenz zwischen tiefen, tragischen Momenten und diesen musikalisch-fröhlichen, die macht die Auseinandersetzung mit seiner Musik so spannend.
Mit der Musik Wagners hätte das also nicht funktioniert?
van Dyk: Es ging weniger darum, irgendeine Oper elektronisch zu instrumentieren und einen tollen Bläsersatz mit Synthesizern zu ersetzen. So wird es auch nicht sein. Es ist ganz klar als Clubnacht und Tanzveranstaltung angesetzt — aber mit klassischen Elementen Verdis. Es wird da zwei Stunden lang richtig nach vorn gehen, und ich spiele da natürlich auch meine Sachen — wenn auch etwas angepasster, nicht unbedingt die harten, die 140 beats per minute, die ich auf dem Festival spielen würde.
Wie klingt das dann?
van Dyk: Ein Freund von mir meinte, es klingt alles ein bisschen eleganter. Aber einen neuen Musikstil — Elegant House oder so — wollen wir jetzt nicht ausrufen. Es geht darum, Verdi tanzbar zu machen. Aber es ist ein Experiment für alle, und ich bin mindestens genauso gespannt wie alle anderen. Ich hoffe, die Leute lassen sich auf beide Welten ein.
Halten Sie sich aus Rücksicht aufs Opernpublikum zurück?
van Dyk: Das hat natürlich was mit dem Publikum zu tun. Wenn ich bei einem Festival bin und die Leute ausgelassen feiern wollen, ist es einfach was anderes, als wenn man weiß, dass viele Leute da sind, die mit elektronischer Musik einfach noch nicht so in Berührung waren. Die muss man dann etwas sanfter an die Sache heranführen. Aber es wird sicher keine Schnarchnasenveranstaltung.