Dolorean: Großes Folkrock-Kino

Berlin (dpa) - Zur Musik von Dolorean entstehen Bilder im Kopf: Endlose Landschaften, staubige Straßen, heruntergekommene Diner- Raststätten, längst geschlossene Tankstellen. Der Folkrock der US- Band um den Songwriter Al James transportiert eine Grundstimmung des pittoresken Verfalls, wie man sie aus manchen Songs der Branchenführer R.E.M oder Wilco kennt.

Das Ende Februar erschienene Album „The Unfazed“ (Fargo/Naive/Indigo) wird Dolorean vermutlich wieder nicht den Erfolg der genannten Bands bescheren. Dabei hat das Quartett aus Portland/Oregon seit seinem Debüt 2003 mit „Not Exotic“ immer wieder melodiesatte, zeitlos-gute Platten - insgesamt vier an der Zahl - zwischen Alternative Rock und Americana-Pop produziert, die sich allesamt in der ersten Liga des Genres behaupten können.

Das ist bei „The Unfazed“ nicht anders, im Gegenteil - wahrscheinlich ist es sogar das bisher beste Album von Dolorean. Unaufgeregt fließen die zehn perfekt produzierten Lieder überwiegend im mittleren Tempo dahin, subtile Harmonien auf der Basis von Gitarren und Klavier tragen die immer leicht resiginiert klingende Stimme von Al James.

„Sweet Boy“ wird von einer Orgel dominiert und erinnert an die unvergessenen Jayhawks. anderswo hört man Blues-Einflüsse („Black Hills Gold“) und Country-Elemente mit Steel-Gitarre und Geige heraus. „These Slopes Gave Me Hope“ hat ein jazzig perlendes Piano-Solo von Keyboarder Jay Clarke im Angebot.

Höhepunkt eines an starken Songs nicht gerade armen Albums ist das herzzerreißend traurige und zugleich hoffnungsvolle „If I Find Love“, das sich von einer schlichten Akustik-Ballade zum ganz großen Countryrock-Kino steigert.

Al James ist ein formidabler Geschichtenerzähler - das weiß auch US-Regisseur Gus Van Sant, der ebenso zu seinen Freunden zählt wie Willy Vlautin, der renommierte Bandleader (Richmond Fontaine) und Romanautor („Motel Life“, „Northline“). Wie deren Werke funktioniert auch „The Unfazed“ als melancholischer Abgesang auf das ländliche Amerika. Schöner kann Trauer kaum klingen.