Donnernder Applaus für „Siegfried“ in München
München (dpa) - Donnernder, minutenlanger Applaus, Bravo-Rufe und ein feines Münchner Opernpublikum, das begeistert mit den Füßen trampelt: Andreas Kriegenburg hat mit seiner Neuinszenierung von Richard Wagners „Siegfried“ an der Bayerischen Staatsoper in München einen Publikumserfolg gelandet.
Von wenigen einsamen Buh-Rufern abgesehen feierten die Zuschauer den Regisseur bei der Premiere am Sonntagabend für seine unterhaltsame Interpretation der dritten Runde im Münchner „Ring“.
Nach einer unspektakulären und fast konzertant anmutenden „Walküre“, die von vielen Kritikern verrissen wurde, legt Kriegenburg mit seinem „Siegfried“ einen echten Kracher vor.
Sein riesiges Statisten-Aufgebot gibt alles - und manchmal auch zuviel. Gerade der erste Akt verliert sich zeitweise in kleinen Spielereien an der Grenze zur Albernheit, im zweiten und dritten aber findet die Inszenierung - trotz seltsamer Drachen-Episode - zu der überzeugenden Stimmigkeit zurück, die Kriegenburg mit seinem Konzept des kollektiven Erzählens im „Rheingold“ unter Beweis stellte.
„Wir haben uns entschieden, aus dem Elitären, was darin steckt, wegzugehen, indem wir sehr viele Menschen auf der Bühne haben, die gemeinsam erzählen“, erläuterte Kriegenburg die grundlegende Idee für seine „Ring“-Interpretation.
Unterstützt wird das Ganze auch im dritten Teil von einem fehlerlosen Staatsorchester mit einem ebenso fehlerlosen wie vorsichtigen Kent Nagano am Pult, der vom Publikum regelrecht umjubelt wird. So weit, so bekannt.
Wirklich herausragend wird die Münchner „Siegfried“-Premiere aber nicht durch Regie oder Orchester, sondern durch Lance Ryan mit der Titelpartie und Catherine Naglestad als Brünnhilde (Originalschreibweise).
Naglestad, von der „Opernwelt“ gekürte Sängerin des Jahres 2006, haut ihre Zuhörer um und singt alle Kollegen auf der Bühne, selbst Wolfgang Koch als Alberich, an die Wand - mit einer Ausnahme: Der Kanadier Ryan ist ihr auch nach Stunden auf der Bühne stimmlich noch gewachsen. Das Zusammenspiel der beiden funktioniert perfekt und macht aus einem gelungenen einen großartigen Premierenabend.
Der vierte Teil von Wagners großer Tetralogie, „Götterdämmerung“, feiert am 30. Juni während der Münchner Opernfestspiele Premiere im Nationaltheater - dann allerdings ohne Heldentenor Ryan und Sopranistin Naglestad. Stephen Gould wird als Siegfried, Nina Stemme als Brünnhilde zu sehen sein. Ryan wird den Siegfried nach Angaben auf seiner Homepage in diesem Jahr noch an der Staatsoper Berlin, in Sevilla und an der Mailänder Scala singen.