Eberhard Weber mit Echo Jazz für Lebenswerk geehrt
Hamburg (dpa) - Seinen großen Moment nutzt Eberhard Weber für eine Liebeserklärung an den Jazz. „Es ist eine wunderbare Musik, die einzige, bei der man noch improvisieren kann“, sagt der 75-Jährige, als er am Donnerstagabend in Hamburg auf der Bühne steht.
Minuten zuvor hatte Pepe Lienhard ihm den Echo Jazz für sein Lebenswerk überreicht. Doch Weber hält nicht viel von großen Danksagungen an Produzenten und Labels - denen habe er vierzig Jahre Danke gesagt, erklärt er. Stattdessen dankt er seinem Jazz.
Es ist einer der seltenen Auftritte des Ausnahmemusikers, der seit einem Schlaganfall vor acht Jahren nicht mehr spielen kann. Seine Arbeit aber wirkt nach: Weber hat das Bassspiel im Jazz revolutioniert, unter ihm wurde das Instrument Pulsgeber zum Melodie- und Soloinstrument. „So, wie der Bass ein Riese unter den Instrumenten ist, bleibt Eberhard Weber ein Riese unter den Bassisten“, lobt Laudator Lienhard. „Ich bin stolz, dass ich dabei war“, entgegnet Weber.
Es ist der emotionale Höhepunkt eines kurzweiligen Abends in einer Halle auf dem Werftgelände von Blohm+Voss. Ganz vorne sitzt die First Lady des Jazz, Dee Dee Bridgewater, in den Reihen dahinter Größen wie Klaus Doldinger, Stacey Kent und Branford Marsalis, auf der Bühne moderieren Roger Cicero und Gregory Porter.
Der „Mann mit der Mütze“, wie der Sänger aus Los Angeles auch genannt wird, ist wohl der gefragteste Mann des Abends. Erst performt er eindrucksvoll seinen Song „Liquid Spirit“, dann hält Porter die Laudatio auf den besten internationalen Saxofonisten, Marsalis, um schließlich selbst eine Trophäe für den Bestseller des Jahres entgegenzunehmen. Da verzeihen es ihm die Zuschauer wohl auch, dass er bei der Moderation stets die Karteikarten im Blick hat.
Überhaupt steht die Musik im Vordergrund: „Ich spiel' eigentlich lieber, als dass ich spreche“, sagt der Instrumentalist des Jahres, Trompeter Sebastian Studnitzky, und widmet seinen Preis allen, die „ohne Plattenfirma ihr eigenes Ding machen“.
Ähnlich formuliert es Vincent Peirani, der gleich zwei Trophäen entgegennimmt - als „Instrumentalist international/besondere Instrumente“ und für das „Ensemble international“. Statt langer Rede schnappt er sich sein Akkordeon. Und da Partner Emile Parisien nicht anwesend ist, improvisieren Peirani und der ebenfalls mehrfach ausgezeichnete Pianist Michael Wollny das Stück „New Morning“.
Während Gäste und Preisträger den Abend vor der Kulisse des Hamburger Hafens ausklingen lassen, wird rund herum bereits am nächsten Jazz-Event gearbeitet: Am Freitagabend beginnt das Elbjazz-Festival. Viele dürften sich bei den Konzerten an Eberhard Webers Abschiedsworte erinnern: „Hört doch mal den Bassisten zu heute Abend, nicht nur den Leuten, die dort vorne rumhampeln.“