Ein „Ring“ für Kinder in 90 Minuten
Bayreuth (dpa) - Mit seiner Kinderoper „Der Ring des Nibelungen“ ist Jungregisseur Maximilian von Mayenburg ein Meisterstück gelungen. Im Rahmen des Projekts „Wagner für Kinder“ hat der 28-Jährige den spröden und langatmigen Sagenstoff in eine kurzweilige und spannende Liebesgeschichte verwandelt.
Die Kinder unter den 200 Premierengästen waren am Montag von der spritzigen Inszenierung und den großartigen Leistungen der Solisten und des Orchesters genauso begeistert wie die Wagner-Experten. Mayenburg und Dirigent Hartmut Keil präsentieren „Rheingold“, „Walküre“, „Siegfried“ und „Götterdämmerung“ in der Form der vier Jahreszeiten. So kreisen die drei Rheintöchter auf Schlittschuhen zu Beginn direkt vor den Köpfen der jungen Zuschauer über die schlichte Bühne, in deren Mittelpunkt das Brandenburgische Staatsorchester aus Frankfurt/Oder platziert wurde. Vor, neben, über und sogar unter dem niedrigen Podest der 29 Musiker kämpfen die Helden um den goldenen Ring, der die Herrschaft über die Welt verheißt.
Der Regisseur bezieht das junge Publikum geschickt mit ein in das 90-minütige Spiel um Liebe und Verrat. So verstecken sich Brünnhilde (Sabine Hogrefe) und Sieglinde (Maraike Schröter) vor dem wütenden Göttervater Wotan (Markus Eiche) auf der Tribüne hinter den Rücken der Kinder. Die Frühlingsgefühle von Siegmund (Norbert Ernst) und Sieglinde enden damit, dass Hunding (Mario Klein) Siegmund tötet. Brünnhilde muss derweil für ihren Verrat an Wotan büßen und schlafend darauf warten, bis ein Mann sie erweckt.
Nach der Pause bestimmt die tragisch endende Liebesgeschichte zwischen Brünnhilde und Siegfried das Geschehen. Der Sohn von Siegmund und Sieglinde - ebenfalls von Norbert Ernst gespielt - schmiedet das Schwert klappernd und scheppernd auf einem alten Küchenherd. Zur Erheiterung der jungen und reiferen Zuschauer verbrennt er im Herd auch eine Geige.
Mit seinem Schwert ist Siegfried der stärkste Held der Welt. Doch Hagen (ebenfalls gespielt von Mario Klein) kennt Siegfrieds einzige wunde Stelle und tötet ihn. Letztlich bringt der goldene Ring nur Unglück und Verderben. Der (Jahres-)Kreis schließt sich und im Fall der Schneeflocken landet der Schatz wieder bei den Rheintöchtern.
Das Regieteam verzichtet auf lange Arien. Das Orchester reißt die markanten und eingängigen Motive nur an, vermittelt aber einen tiefen Eindruck von der Musik Richard Wagners. Das von Festspielleiterin Katharina Wagner vor zwei Jahren ins Leben gerufene Projekt „Wagner für Kinder“ macht Lust auf mehr: auf neun weitere ausverkaufte Vorstellungen, auf die Aufzeichnung bei der vierten Siemens Festspielnacht am 14. August und auf die Produktion 2012, „Die Meistersinger von Nürnberg“.