Eine konzertante Sensation
Standing Ovations für „Rigoletto“ der Rheinoper in Duisburg.
Duisburg. "Genießen Sie die Musik", sagte Rheinopern-Generalintendant Christoph Meyer in einer kurzen Ansprache zum Publikum der "Rigoletto"-Premiere an der Oper Duisburg. Denn es war ja, wie berichtet, keine szenische, sondern eine konzertante Aufführung.
Und in der Tat, jene von den 400 Abonnenten oder Kartenkäufern, die ihre Tickets zurückgegeben oder umgetauscht hatten, brachten sich um einen wunderbaren Genuss, über den sich umso mehr andere freuten, die ihn kostenlos erhielten.
Es war in Windeseile "rund", dass es ein gewisses Kontingent kostenloser Karten gab. So hatte etwa der Duisburger Philharmonische Chor fast vollständig die Chance genutzt.
Die Solisten in schwarzen Fräcken und mit glänzenden Lackschuhen sowie die Damen Gilda, La Contessa und Maddalena in Abendroben wussten szenische Entwicklungen gestisch anzudeutung und damit geschickt zu interpretieren.
Anders als bei üblichen Opern-Aufführungen waren die Duisburger Philharmoniker nicht im Graben platziert, sondern auf der Bühne; hinter ihnen der Herrenchor. Das veränderte die akustische Gewichtung. Doch bis auf wenige Augenblicke am Ende, als im Gewitter das Orchester die Sänger dominierte und den musikalisch zu matten Beginn war es ein unerwartet packender Abend.
Das war vor allem vier Sängern zu verdanken, der "Neuerwerbung" des Opernensembles, Koloratur-Sopranistin Anna Virovlansky aus St. Petersburg. Sie studierte in Jerusalem, gewann rasch begehrte internationale Preise und erhielt den NRW-Förderpreis. Von ihr ist noch viel zu erwarten. Sie singt die Gilda, die ihr Leben aus Liebe zu einem unwürdigen Mann opfert mit einer Unbedingtheit und Präzision, mit einer atemberaubenden, farbenreichen Klangschönheit, sie zaubert Vokalisen und erklimmt scheinbar mühelos gefährliche Höhen.
Zweitens glänzt der Bariton Boris Statsenko als Gildas Vater Rigoletto, der Hofnarr, der verflucht wird (eine dem Don Giovanni vergleichbare Szene) mit einer enorm leuchtenden Stimme, die sehr stark Leid und Verzweiflung zu spiegeln weiß. Drittens Andrej Dunaev als verbrecherischem Duca di Mantova, ein strahlend schöner, biegsamer Tenor. Und schließlich ist da noch der seit je brillante Bass Sami Luttinen als Sparafucile, der sich hier in der Biegsamkeit noch steigert. Im Verlaufe des Abends gab es immer häufiger heftig-begeisterten Szenenapplaus.
Enorm beeindruckend sind aber auch die Duisburger Philharmoniker, erstmals unter Leitung von Johannes Debus, des neuen Musikdirektors der Kanadischen Oper, der sich im 2., erst recht im 3. Akt fulminant steigert und auch den Verdi-Ohrwürmern noch zu neuem Glanz verhilft. So war es denn nicht verwunderlich, dass es am Ende Pfiffe, Applaus und Standing Ovations gab.
2 1/2 Std., 26.10., 7., 15., 26., 28. 11., Karten: 0203/9407777