Elbphilharmonie: Hamburgs Millionengrab
Ein Zwischenbericht sorgt für Zündstoff.
Hamburg. Es ist ein gewaltiges Loch, das da inmitten des imposanten Rohbaus in der Hamburger Hafen-City klafft. Von oben betrachtet gleicht die berühmteste Baustelle der Hansestadt einem Fass ohne Boden — und als solches wird die Elbphilharmonie längst nicht mehr allein von der politischen Opposition gesehen.
Dabei sollen aus dieser Riesenbetonwanne, wo die trichterförmig angeordneten Sitzreihen des Konzertsaals nur zu erahnen sind, einmal klassische Klänge ertönen, die Musikliebhaber aus der ganzen Welt begeistern. Doch derzeit bestimmen wieder einmal Misstöne das Geschehen, hat doch der Parlamentarische Untersuchungsausschuss seinen vorläufigen Sachstandsbericht vorgelegt. Dieser soll am Dienstag in der letzten Sitzung der Hamburgischen Bürgerschaft vor den Neuwahlen am 20. Februar diskutiert werden. Ein 183-Seiten-Werk, das den Leser nur den Kopf schütteln lässt, angesichts der Blauäugigkeit, mit der die Stadt als Bauherr aufgetreten ist.
Erschreckend genug, dass die Kosten für den Bau — nach den Plänen der Nobel-Architekten Herzog & de Meuron entsteht ein Konzerthaus, „ummantelt“ von einem Fünf-Sterne-Hotel, Restaurants und 45 Luxuswohnungen — von in 2005 geplanten 186,7 Millionen Euro auf heute rund 566 Millionen Euro explodiert sind, wie die WZ berichtete.
Und die Stadt hat dies überwiegend selbst verschuldet: Angefangen von einer viel zu frühen Auftragsvergabe an das Bauunternehmen Hochtief über einen fehlenden verbindlichen Terminplan bis hin zu vermeintlichen „Pauschalfestpreisen“, die aber nur das vereinbarte Bausoll umfassten — jede Planungsänderung, und davon gab es viele, zogen neue Kosten nach sich. Nun soll die Mantelbebauung zwar fristgemäß Ende 2011 fertig werden, der Konzertsaal indes erst ein Jahr später, womit eine Eröffnung vor Mitte 2013 unmöglich erscheint.
Dass Hochtief derzeit weitere 45,6 Millionen Euro an Nachforderungen angemeldet hat, überrascht Kenner kaum noch angesichts der „Änderungslust“ der Architekten. Überraschender ist, dass Hochtief das Hotel auf eigene Rechnung bauen sollte, dem Baukonzern das Risiko aber zu hoch wurde und die Stadt einsprang. Nun werden die 130 Millionen Euro Baukosten über einen 20-Jahres-Kredit finanziert.
Kein Wunder, dass der Bund der Steuerzahler von einem „Skandal“ spricht. Das gewaltige Loch: Es könnte zu einem dauerhaften Millionengrab werden.