Elbphilharmonie - Hoch gepokert und hoch gewonnen
Hamburg (dpa) - Hamburgs Kultursenatorin Barbara Kisseler (parteilos) hat alles auf eine Karte gesetzt: Sollte Hochtief die Arbeiten am Dach des Konzertsaals der Elbphilharmonie nicht wieder aufnehmen, drohte die Stadt mit der Kündigung „aller Verträge“.
Ihre wagemutige Taktik scheint nun aufgegangen zu sein: Kurz vor Ablauf eines zweiten Ultimatums lenkte der Essener Baukonzern ein. Die Stadt und Hochtief einigten sich auf den Weiterbau des spektakulären Konzerthauses. Damit können die Bauarbeiten nach acht Monaten Stillstand endlich weitergehen. Neuer Fertigstellungstermin soll nun Mitte 2015 sein.
„Mit der Vereinbarung konnten wir einen Geburtsfehler des Projektes beheben. Künftig werden die Abstimmungsprozesse deutlich vereinfacht, da Generalplaner und Generalunternehmer die Planungen gemeinsam fertigstellen werden“, sagte Kisseler am Donnerstag in einer gemeinsamen Erklärung mit Hochtief. Danach haben sich beide Partner zudem auf einen Zeitplan und auf ein Schiedsgerichtsverfahren geeinigt. Hochtief werde das Saaldach nachrüsten und es zusammen mit der Fassade innerhalb eines Jahres fertigstellen. Sämtliche Planungen insbesondere für die Gebäudetechnik sollen Hochtief und die Schweizer Architekten Herzog & de Meuron zusammen erstellen.
Damit ist jetzt hoffentlich Schluss mit taktischen Spielchen und gegenseitigen Schuldzuweisungen. Seit Jahren streiten sich die Stadt und Hochtief um das spektakuläre Bauwerk. Zunächst sollte das Konzerthaus 77 Millionen Euro kosten und 2010 fertig sein. Mittlerweile liegen die Kosten für den Steuerzahler bei mindestens 323 Millionen Euro. Die Eröffnung wird jetzt wohl erst 2016 sein.
Grund für die Auseinandersetzungen liegen bei der viel zu frühen Ausschreibung des Projektes - die Pläne der Architekten waren noch nicht fertig - und dem komplizierten Vertragswerk, bei dem die Stadt ständig zwischen Hochtief und den Architekten vermitteln muss. Die Architekten hatten immer neue Wünsche, Hochtief beklagte fehlende Planungen. Dieser Knackpunkt wurde nun behoben - Hochtief und die Architekten wollen endlich miteinander reden, wie auf anderen Baustellen üblich. Ob den Ankündigungen von Hochtief zu trauen ist, bleibt jedoch noch abzuwarten. Allzu oft gab es schon Absichtserklärungen - passiert ist auf der Baustelle dann jedoch wieder nichts.
Am Ende hat sich die Vernunft auf allen Seiten durchgesetzt: Die Stadt konnte sich nicht länger von Hochtief auf der Nase herumtanzen lassen und musste handeln, der Essener Baukonzern hat wohl auch aus Imagegründen eingelenkt. Ein Weiterbau mit Hochtief ist nun auch für die Stadt die bessere Alternative als die angedrohte Kündigung: Hätte die Stadt das Jahrhundertbauwerk tatsächlich in Eigenregie zu Ende gebaut, hätte sich die Eröffnung vermutlich noch weiter verschoben, wäre die Bauausführung mit zahlreichen Subunternehmern auch nicht geworden. Und der Streit mit Hochtief um die Kosten für alles bisher Gebaute wäre der Stadt auch nicht erspart geblieben.