Markenzeichen bunte Brillen Elton John wird 70

London (dpa) - Er versteckt seine Schüchternheit hinter extravaganten Bühnenoutfits, übertriebenen Riesenbrillen und flotten Sprüchen.

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„Auf der Bühne war ich ein Draufgänger und hatte die notwendige Chuzpe, um eine tolle Show zu machen, aber es gab kein Gleichgewicht in meinem Leben. Kokain war die Droge, die mich öffnete. Ich konnte mit Leuten reden“, bekannte Elton John in einem Interview des amerikanischen Radiosenders NPR.

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Die 80er Jahre verbrachte er im Drogenrausch, während viele seiner Freunde an Aids starben. „Und trotzdem habe ich dieses Leben nicht aufgegeben, das ist das Schlimme an der Sucht.“ Schließlich erschütterte ihn der Tod eines Bekannten 1990 so stark, dass er sich in Behandlung begab. „Ich erkannte, dass ich nur zwei Möglichkeiten hatte: Ich würde entweder sterben oder ich würde leben, und was wollte ich tun?“ sagte er NPR.

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Seither engagiert er sich für HIV-Infizierte, denn „ich war ein schwuler Mann, der nur am Spielfeldrand saß“. Der britische Superstar unterbricht seine Welttour zwischen Texas und Brasilien, um am 25. März seinen 70. Geburtstag zu feiern.

Geboren wurde er als Reginald Kenneth Dwight im wohlsituierten Londoner Vorort Pinner. Mit vier Jahren brachte er sich selbst das Klavierspielen bei und träumte von einer Karriere als Popmusiker. Kein Wunder, dass er mit seinem Vater - einem Mitglied der Royal Air Force - aneinandergeriet. Er verließ die Schule mit 17, um eine Band zu gründen, und nahm den Namen Elton Hercules John an.

Mit Anfang 20 landet er bereits die ersten Hits wie „Crocodile Rock“, „Bennie and the Jets“ und „Island Girl“. Seit 1970 tourt er regelmäßig um die Welt, schreibt einen Hit nach dem anderen.

1984 heiratete er die deutsche Tontechnikerin Renate Blauel, nachdem er sich längst als bisexuell geoutet hatte - sie trennen sich vier Jahre später. Dem Musiksender VH1 sagte Elton John: „Sie ist die eleganteste Frau, die ich jemals getroffen habe, aber es sollte nicht sein. Ich lebte eine Lüge.“

Mit Lady Diana verband ihn nicht nur eine langjährige und enge Freundschaft, sondern auch ihr gemeinsames Engagement für Aids-Kranke. Als sie im Sommer 1997 starb, spielte er eine neue Version seines Hits „Candle in the Wind“ bei ihrer Beerdigung in Westminster Abbey. „Was mir durch den Kopf ging, war: Bau keine Scheiße. Sing keine falsche Note. Sei stoisch. Brech nicht zusammen und mach es einfach so gut wie möglich, ohne irgendwelche Gefühle zu zeigen. Mein Herz hat ziemlich wild geschlagen“, verriet er in der Dokumentation „Me Myself and I“.

Seit 1993 ist Elton John mit seinem heutigen Ehemann David Furnish zusammen. Sie heirateten 2014, am ersten Tag, an dem Ehen zwischen gleichgeschlechtlichen Partnern in Großbritannien möglich wurden, und leben heute mit zwei Söhnen von Leihmüttern in Los Angeles. „Wenn mir jemand vor zehn Jahren erzählt hätte, dass ich so ein wunderbares Leben mit zwei schönen Söhnen haben könnte, hätte ich gesagt, du bist durchgeknallt“, sagte er auf vor wenigen Wochen auf seiner Oscar-Party.

Sir Elton John - von der Queen geadelt - ist mit 280 Millionen britischen Pfund (etwa 320 Millionen Euro) der viertreichste Musiker der „Sunday Times Rich List“, noch vor Mick Jagger. Sein kostspieliger Geschmack ist berüchtigt, aber der Superstar und Lebemann spendet ebenso Millionen für gute Zwecke. Bis heute engagiert er sich für Aids-Kranke, zum Beispiel bei einer internationalen Konferenz in Südafrika im vergangenen Sommer. Dort warnte er zusammen mit Lady Dianas Sohn Prinz Harry vor der Diskriminierung von HIV-Infizierten.

Bis Mai zeigt die Tate Modern in London seltene Vintage-Drucke aus Elton Johns Privatsammlung - modernistische Fotografie von Künstlern wie Man Ray, André Kertész und Alexander Rodtschenko. Und im Juni und Juli wird der energiegeladene Solokünstler wieder in Deutschland mit Hits aus einem halben Jahrhundert auftreten.