Neues Album, neuer Sound James Blunt: „Meine Fans sind meine Therapeuten“
Berlin (dpa) - Nach drei Jahren Pause ist er mit neuer Musik zurück: James Blunt. Jetzt ist sein neues Album mit dem Titel „The Afterlove“ erschienen.
Mit der Deutschen Presse-Agentur sprach der 43-Jährige über die Arbeit an seinem Album, seine Kindheit an vielen verschiedenen Orten und seine Zeit beim Militär.
Frage: Sie waren offenbar viel unterwegs - und so ist das Album auch nicht an einem Ort entstanden. Wie kam es dazu?
Antwort: Einige Songs habe ich in Los Angeles aufgenommen, andere in London. Und einige in dem Hotelzimmer, in dem ich gerade war oder in dem Kollegen gerade waren, mit denen ich zusammengearbeitet habe. Das Album ist daher ein bisschen schizophren, es kommt von überall her, aber es hat eine Frische und Energie, die mir sehr gut gefällt.
Frage: Welche Rolle hat denn Ed Sheeran bei dem Album gespielt?
Antwort: Er ist mit mir in die Schweiz gefahren, zum Skifahren. Ich habe ihm beigebracht, wie man Ski fährt und er hat mir beigebracht, wie man Songs schreibt (lacht). So sind einige Songs zusammen entstanden, wir verstehen uns super, er ist momentan echt der Beste und es hat großen Spaß gemacht, zusammen mit ihm zu schreiben und danach mit ihm zu trinken.
Frage: Dann ist es nicht wie ein Arbeitstreffen mit ihm, sondern eher eine Freundschaft, bei der man auch mal einen Song zusammen schreibt?
Antwort: Ja, wir haben eine wirklich tolle Arbeitsmoral - so für etwa zehn Minuten und dann machen wir 50 Minuten nur Blödsinn, so geht das immer.
Frage: Ihre Fans spekulieren im Internet gern darüber, was Ihre Songs nun genau bedeuten. Bei einigen ist es offenkundig, bei anderen ist alles offen. Wie finden Sie diese Spekulationen?
Antwort: Ich mag sie sehr, meine Fans sind meine Therapeuten und sagen mir, was mit mir los ist. Manchmal habe ich noch gar nicht viel darüber nachgedacht, beim Schreiben fließt es so aus einem heraus.
Frage: Nun gibt es manche Menschen, die nur unter Druck arbeiten können, wenn sie alle Zeit der Welt haben, kommt nichts dabei heraus. Wie ist das bei Ihnen?
Antwort: Nun, für „Love Me Better“ zum Beispiel hatte ich zusammen mit Ryan Tedder nur vier Stunden Zeit. Für die Gesangsaufnahmen hatten wir vielleicht eineinhalb Stunden. Ein solcher Druck ist manchmal wirklich hilfreich. Einen anderen Song habe ich auf einem Flug von Venedig nach Amsterdam geschrieben und dann innerhalb von drei Stunden aufgenommen - das ist mein Lieblingssong von dem neuen Album, „Lose My Number“. Zeitdruck ist manchmal wirklich gut.
Frage: Sie haben 20 Millionen Alben verkauft, jetzt haben Sie etwas den Sound geändert, mehr in Richtung elektronischer Musik. Sind Sie gespannt, was die Fans sagen?
Antwort: Ja, ich bin nervös, ob es die Menschen lieben werden. Es ist mein fünftes Album und alles andere liegt in der Vergangenheit. Ich will mich nicht wiederholen oder die gleichen Dinge immer wieder machen. Das Leben geht immer weiter, Menschen verändern sich - daher ist es für mich ein aufregender neuer Sound, ein neues Album. Und niemand weiß, was jetzt passieren wird.
Frage: Ihr Vater war in der britischen Armee und an sehr vielen verschiedenen Orten stationiert. Das bedeutete für Sie als Kind, alle zwei Jahre umzuziehen. Wie hat Sie das beeinflusst?
Antwort: Für ein Kind ist es schon etwas seltsam, immer mit dem Vater umziehen zu müssen. So habe ich zwei Jahre auf Zypern, zwei in Hongkong und zwei in Deutschland verbracht, dann zwei Jahre in Nordengland, zwei in Südengland - ich war immer unterwegs. Als Kind musste ich immer wieder neue Freunde finden, an die Nachbarstür klopfen und fragen: „Wohnt hier jemand in meinem Alter?“ Das macht einen unabhängig und es gibt einem einen Eindruck von der Welt. Daher fühle ich mich auch nicht nur britisch, sondern in mir sind auch kleine Teile der wundervollen Charakteristiken der Länder enthalten, in denen ich gelebt habe.
Frage: Wahrscheinlich würde es allen Menschen gut tun, so über den eigenen Tellerrand zu schauen.
Antwort: Absolut. Durch unsere Unterschiede werden wir interessanter, wir sollten sie feiern. Wenn ich in Deutschland unterwegs bin, dann bemerke ich auch große Unterschiede von Region zu Region, das ist toll.
Frage: Sie haben die gleiche Karriere wie Ihr Vater eingeschlagen, Sie waren als Soldat im Kosovo. Das war gefährlich, es war ein Kriegsgebiet - hat das Sie selbst verändert?
Antwort: Ja, absolut. Meine Zeit bei der Armee hat mich sehr stark beeinflusst. Ich war in verschiedenen Ländern und habe mich mit ihren Problemen auseinandergesetzt. Seitdem weiß ich, wie viel Glück ich habe, wie viel Glück wir haben, dass wir in Ländern leben, die insgesamt gesehen sehr sicher sind.
ZUR PERSON: Der Start im Musik-Business war nicht leicht für den Singer-Songwriter. Sein erstes Album wurde übersehen, erst ein Auftritt beim Glastonbury-Festival brachte James Blunt den Durchbruch. Sein Song „You're Beautiful“ wurde daraufhin 2005 ein weltweiter Nummer-1-Hit. Mit einfühlsamen und oft nachdenklichen Texten hat er sich eine solide Fan-Basis erarbeitet, besonders in Deutschland.