Ensemble Modern: 30 Jahre glückliche neue Ohren
Frankfurt/Main (dpa) - In diesem Orchester spielen die Musiker auch mal iPhone. Mit sechs Uraufführungen an einem Abend hat das Ensemble Modern am Samstag seinen 30. Geburtstag gefeiert.
Alle Werke hat sich das Orchester zum Jubiläum auf den Leib schreiben lassen, unter anderem von Wolfgang Rihm. Wen stört es da, dass die musikalischen Geschenke der Komponisten erst ein paar Monate nach dem eigentlichen Gründungsdatum im Herbst „ausgewickelt“ wurden?
Das EM zählt neben dem Pariser Ensemble InterContemporain zu den angesehensten Klangkörpern für Neue Musik, das beweisen die Glückwünsche berühmter Komponisten: Hans Werner Henze bedankt sich bei den Musikern, „die mein künstlerisches Leben so oft und so hochqualifiziert bereichert und befeuert“ haben. „Ideenreich und kreativ“ findet sie Heinz Holliger, „einmalig und beispielgebend“ Helmut Lachenmann.
Das Orchester, das seit 1985 in Frankfurt beheimatet ist, ging aus einer Studenteninitiative hervor und ist bis heute „basisdemokratisch“ organisiert: Es gibt keinen künstlerischen Leiter, über alles und jeden - Programm, Projekte, Gastmusiker, Koproduktionen und Finanzen - wird gemeinsam entschieden. So trägt jedes der 19 Ensemblemitglied aus acht Ländern nicht nur zu einem Neunzehntel die Verantwortung in künstlerischen Fragen, sondern auch das finanzielle Risiko.
Die Lust auf Neues ist das, was das Orchester im Inneren zusammenhält, erzählen die Musiker. „Das macht uns Spaß: unentwegt mit dem Klang zu experimentieren“, sagt der Flötist Dietmar Wiesner, der seit der Gründung vor 30 Jahren dabei ist. Bei den sechs Uraufführungen beim Jubiläumskonzert griffen die Bläser auch zu Partytröten oder ungewöhnlichen Instrumenten wie dem Blasinstrument Zink, der Pianist schlug mit Schlegeln auf Saiten und Holz des Flügels, die Schlagzeuger arbeiteten mit Kuhglocken und Holzgurken.
Fast alle bedeutenden zeitgenössischen Komponisten haben für das EM geschrieben oder mit den Frankfurtern ihre Werke einstudiert, von Karlheinz Stockhausen über Mauricio Kagel bis Heiner Goebbels. Rund 70 Werke werden in einem durchschnittlichen Jahr neu erarbeitet, davon 20 Uraufführungen, hat Ensemble-Sprecherin Marie-Luise Nimsgern ausgerechnet. Nicht umsonst heißt eine Konzertreihe „Happy New Ears“ (glückliche neue Ohren).