Tod mit 74 Frankreichs Rock-Ikone Johnny Hallyday gestorben
Paris (dpa) - Er füllte ganze Stadien und gehörte zu Frankreichs Musikikonen. Johnny Hallyday hat in seiner über 50-jährigen Karriere so viel Goldene und Silberne Schallplatten bekommen wie kaum einer seiner Landsleute.
Nun ist der Rocksänger, den seine Fans nur bei seinem Vornamen nannten, im Alter von 74 Jahren in der Nacht zum Mittwoch gestorben. Der Nachwelt hinterlässt er mehr als 100 Millionen Tonträger und Ohrwürmer wie „Ma gueule“ (etwa: Meine Schnauze“) und „Oh, ma jolie Sarah“ (Oh, meine schöne Sarah“). Mit Hallyday ist ein Phänomen gegangen, um das eine ganze Nation trauert.
„Von Johnny Hallyday werden wir weder den Namen, noch die Schnauze oder die Stimme vergessen“, reagierte noch in der Nacht Frankreichs Präsident Emmanuel Macron. „Er hat einen Teil von Amerika in unser nationales Pantheon gebracht.“
Hallyday starb an den Folgen einer Krebserkrankung. Der Tod löste eine beispiellose Welle an Bekundungen aus. Ehemalige Präsidenten gleich welcher politischer Couleur würdigten den Sänger. Der Konservative Nicolas Sarkozy bezeichnete ihn als „Giganten des Chansons“, sein Nachfolger, der Sozialist François Hollande, schrieb auf seinem Twitter-Account: „Er hat es geschafft, von allen Generationen geliebt zu werden. Er ist zu einem Teil unseres nationalen Musikgutes geworden.“
Auch Ex-Leinwandstar Brigitte Bardot sprach von einem „Monument“. Mit ihm sei eine ganze Epoche gegangen, er habe „unsere schönsten Erinnerungen mitgenommen“, schrieb die 83-Jährige in einer Pressemitteilung. Von Mireille Mathieu bis Charles Aznavour: Die Reaktionen der Musikwelt rissen am Mittwoch nicht ab, ebenso wie die Sonderprogramme in Frankreichs Medien.
Sogar eine Petition wurde gestartet, in der es um die Forderung geht, Hallyday in der Pariser Ruhmeshalle Pantheon für bedeutende Persönlichkeiten beizusetzen. Auch in Belgien trauerte man um ihn. Denn Hallyday war der Sohn eines belgischen Schauspielers, Sängers und Tänzers. Wie die Betreiber des Brüsseler U-Bahn-Netzes erklärten, sollten am Mittwoch über die Lautsprecher der Stationen den ganzen Tag über die größten Hits von Hallyday erklingen.
Hallyday hat in den 60er Jahren den Rock 'n' Roll nach Frankreich gebracht. Dabei hat er ihn auf eine sehr persönliche Weise interpretiert und ihn im Laufe seiner Karriere mit Country, Hip-Hop und Techno unterlegt.
Mit seiner Reibeisenstimme hat er sich ein Vermögen ersungen. „In Frankreich ist Hallyday unerreichbar“, erklärte auch der Frontmann der britischen Rockgruppe The Rolling Stones, Mick Jagger.
Der Sänger, mit bürgerlichem Namen Jean-Philippe Smet, wurde am 15. Juni 1943 in Paris geboren. Der Vater verließ die Familie, als er noch ein Kleinkind war. Weil die Mutter arbeitete, wuchs er bei ihrer Schwester auf, die mit ihren Töchtern und dem knapp einjährigen Johnny ab 1944 als „The Hallydays“ auf Tanztournee ging.
Als Vorbilder dienten Hallyday der US-amerikanische Rock 'n' Roll und Elvis Presley, der stets sein Idol blieb. So wie Elvis leistete auch er seinen Wehrdienst in Deutschland ab und nahm dort einige seiner erfolgreichsten Rock'n'Roll-Platten auf, darunter „Ja, der Elefant“ und „Mein Leben fängt erst richtig an“.
Parallel zu seiner Karriere als Musiker baute Hallyday an seiner Schauspielerlaufbahn. Er drehte unter anderem mit Jean-Luc Godard, Costa-Gavras, Patrice Leconte und Claude Lelouch. Im deutschen Fernsehen war der Franzose auch in dem Krimi „David Lansky“ zu sehen.
Drogen, Steuerflucht, mehrere Scheidungen, Alkohol, und Vorwurf von Vergewaltigung: Hallyday hat nicht immer für positive Schlagzeilen gesorgt. Seiner Beliebtheit haben sie jedoch nie geschadet, denn Hallyday verkörperte den Traum von Freiheit und den Erfolg des kleinen Mannes.