„Free Hugs“ und „Metalheads“ - Wacken im Ausnahmezustand
Wacken (dpa) - Beim Heavy-Metal-Festival in Wacken ist so einiges möglich. Während Zehntausende „Metalheads“ die 1800-Seelen-Gemeinde in Schleswig-Holstein am Mittwoch auf den Kopf stellen, verteilt ein Polizist „Free Hugs“, also Gratis-Umarmungen, auf der Hauptstraße des Ortes.
Bäckereien erweitern ihre Öffnungszeiten für die mehr als 75 000 erwarteten Besucher, Gläubige verteilen am Straßenrand „Metal-Bibeln“, und die wenigen Supermärkte platzen aus allen Nähten - der alljährliche Ausnahmezustand in Wacken.
Schon zum 27. Mal begrüßt das Dorf seine „Metalheads“ zum Wacken Open Air (W:O:A). Obwohl der offizielle Startschuss für das Heavy-Metal-Event erst am Donnerstag fällt, pilgern schon seit Montag Fans aus aller Welt in das norddeutsche Metal-Mekka.
Einer von ihnen ist Greini aus Franken. Der 40-Jährige ist zum 16. Mal dabei, hat also schon mehr als die Hälfte aller Wacken Open Airs miterlebt. Besonders seinen Look habe er in den vergangenen Jahren perfektioniert, findet er. Sein Motto in diesem Jahr: schottischer Superheld. Mit Karo-Rock und Samtumhang läuft er oben ohne durch den Ort - und fällt dabei trotz ähnlich gut verkleideter Konkurrenz richtig auf. Rechnung aufgegangen.
Obwohl Greini seit Jahren zur Wacken-Community gehört, hat er angesichts der Gewalttaten in Ansbach, München und Würzburg dieses Mal ein ungutes Gefühl. „Mulmig ist mir schon zumute - aber was soll man machen.“ Man müsse optimistisch bleiben, zu Hause bleiben sei keine Option.
Das findet auch Feuermann Ingo Hansen, der privat bei dem Metal-Fest dabei ist. „Wir wollen feiern, Spaß haben, und keine Krawalle“, sagt der 56-jährige Wacken-Neuling aus der Nähe von Kiel. Er wünsche sich einfach nur ein friedliches Fest.
Um für mehr Sicherheit zu sorgen, haben die Veranstalter Rucksäcke und Taschen auf Teilen des Festival-Geländes verboten. Gürteltaschen sind dagegen auch weiterhin uneingeschränkt erlaubt. An den Eingängen werden Besucher sorgfältig abgetastet.
„Das mit dem Taschenverbot nervt ziemlich“, sagt Besucher Tom Kochalski, der auch zum ersten Mal beim W:O:A dabei ist. Doch für mehr Sicherheit nehme man das in Kauf.