Friedrich und sein Sinn für Flötentöne
Die Kompositionen des Preußenkönigs zeugen von Originalität und musikalischem Esprit.
Potsdam. Schon als Kind widmete sich Kronprinz Friedrich mit besonderer Leidenschaft der Musik — zum Entsetzen seines Vaters Friedrich Wilhelm I., des Soldatenkönigs. Nach mehreren Trachten Prügel erhielt der aufmüpfige Prinz endlich doch Unterricht von dem Komponisten und Flötisten Johann Joachim Quantz (1697-1773).
Friedrich erwies sich als überaus talentiert. Sein Flötenspiel soll virtuos gewesen sein. Davon zeugen auch die anspruchsvollen Soli der Flötenkonzerte, die er für seine abendlichen Auftritte in den Schlössern Rheinsberg und Sanssouci komponierte. Zum Kreis der Hofmusiker gehörte auch Carl Philipp Emanuel Bach, der 1747 dem 35-jährigen König Friedrich seinen 62-jährigen Vater Johann Sebastian vorstellte.
Vater Bach galt als unmodern, aber als Meister der Fugenkomposition. Darum diktierte Friedrich zu Testzwecken ein Thema, aus dem kein Normalsterblicher eine mehrstimmige Fuge komponieren kann. Doch dem Großmeister gelang das schier Unmögliche. Bachs „Musikalisches Opfer“ BWV 1079 ist klingendes Zeugnis dieser Begegnung.
Friedrich II. komponierte 121 Flötensonaten, vier Flötenkonzerte und vier Sinfonien. Die Werke sind im galant-empfindsamen Stil des frühen 18. Jahrhunderts gehalten, im Übergang vom Barock zur Klassik. Auch wenn der Preußenkönig keine kompositorischen Meilensteine setzte, zeugen Stücke wie die Sinfonie Nr. 3 D-Dur von beachtlicher Originalität und musikalischem Esprit. Die Themen sind eingängig, wirken aber nicht trivial, sondern strahlen Noblesse aus.
Zum 300. Geburtstag Friedrichs II. sind mehrere CDs mit Musik aus Sanssouci erschienen. Ausschließlich Werke des Königs befinden sich auf dem Album „300 Jahre Friedrich der Große — seine schönsten Konzerte und Sonaten“. Die Aufnahmen mit Interpreten wie Michala Petri (Blockflöte) und Hans-Martin Linde (Querflöte) sind zwar nicht alle auf dem aktuellen Stand der historischen Aufführungspraxis, klingen aber umso prächtiger (Deutsche. Grammophon).
Ein erlesenes Doppelalbum mit Konzerten aller auf Sanssouci tätigen Komponisten haben der Schweizer Emmanuel Pahud und die Kammerakademie Potsdam vorgelegt: „Flötenkönig“. Pahud brilliert als Solist in Werken Friedrichs, seiner Schwester Anna Amalia und der Hofmusiker Quantz, CPE Bach und Franz Benda (EMI Classics).
J. S. Bachs Triosonate aus dem „Musikalischen Opfer“ befindet sich sowohl auf Pahuds Aufnahme als auch auf der neuen CD „Friedrich der Große — Musik aus Sanssouci“ des britischen Geigers Daniel Hope und dem Ensemble L’arte del mondo — eine frische und dynamische Aufnahme (Deutsche Grammophon).