Gefeierter Tourauftakt von Sarah Connor
Hamburg (dpa) - „Und? Geile Band, oder?“, fragt Sarah Connor in der Mitte ihres Konzerts und erntet bestätigenden Jubel.
Mit ihren sechs Musikern, zu denen auch Jazz-Gitarrist Torsten Goods gehört, sowie drei Background-Sängerinnen beschallt sie beim Tourauftakt am Montagabend die ausverkaufte Laeiszhalle in Hamburg. Zwischen deutsch- und englischsprachigem Liedgut mag sich die Pop- und Soulsängerin dabei nicht entscheiden.
Die 35-Jährige eröffnet mit diversen Stücken ihres im Mai erschienenen Erfolgsalbums „Muttersprache“, wie dem Lied „Anorak“, das live mit Gospelgesang noch emotionaler klingt als auf Platte. Besonders der biografische Song „Bedingungslos“ und das sehr direkte „Kommst du mit ihr“ kommen bestens an - immer wieder erheben sich die Fans zum Tanzen von den Sitzen.
„Ich bin ein bisschen langsam, was Trends angeht“, scherzt Connor in Richtung Publikum. „Aber ich liebe es, auf Deutsch zu singen. Ich habe das Gefühl, ich bin euch sehr viel näher dadurch. Vielleicht auch, weil ich die Songs diesmal selbst geschrieben habe.“ Passend dazu singt die mit Hut und in enger schwarzer Hose und weitem T-Shirt gekleidete Künstlerin Zeilen wie: „Hätt' nie gedacht, dass es mal so was gibt, jetzt sing ich dir 'n deutsches Liebeslied.“
Ihre englischen Hits von früher fasst sie in einem Medley zusammen: „Es sind teilweise Stücke, die wir seit zehn Jahren nicht mehr gespielt haben“, warnt sie und stimmt gleich „French Kissing“ aus dem Jahr 2001 an. Es folgen „Let's Get Back To Bed - Boy!“ und „Bounce“ - dazu tanzt sie in roter Trainingsjacke mit den typischen Armbewegungen. Bei „From Zero To Hero“ singen alle mit, und man wundert sich fast ein wenig, wie viel Spaß diese Lieder heutzutage wieder machen.
Ihrem Idol Michael Jackson widmet Connor eine jazzige Version seines Klassikers „Rock With You“ und setzt sich dafür mit schwarzem Hut auf einen Barhocker. Eine berührende Reminiszenz an den 2009 gestorbenen „King of Pop“, die auch zeigt, wie sehr ihr Soulmusik im Blut liegt und was für eine begnadete Sängerin sie ist. Den Refrain ihres größten Hits „From Sarah With Love“, den Connor als entschleunigten Bossa Nova beginnt, übernehmen ihre Fans in den ersten Reihen.
Etwas düsterer wird es mit „Das Leben ist schön“, den Connor über ihren eigenen Tod geschrieben hat und nun als „lebensbejahenden Song“ anmoderiert. Mit „Keiner ist wie du“ hat sie sich ein Lied von Gregor Meyle ausgeborgt - ihn hatte sie bei der TV-Sendung „Sing meinen Song“ kennengelernt. Für die Single „Wie schön du bist“, die ihr im Frühjahr das Comeback bescherte, erntet sie langen Jubel.
Zu Connors Anhängern gehören ältere Männer genauso wie junge Frauen. „Deutsch oder Englisch?“, fragt die Musikerin, als sie zur Zugabe wieder auf die Bühne tritt. Aber ihre Fans mögen sich da genauso wenig entscheiden wie sie. Connor singt ein Cover von „Something's Got A Hold On Me“ der US-amerikanischen Sängerin Etta James, nimmt ein Bad in der Menge und schreibt noch fleißig Autogramme.
Dann schlägt sie gesellschaftskritische Töne an. Zum Song „Augen auf“, der das Schicksal von Flüchtlingen thematisiert, flimmern Schwarz-Weiß-Bilder von Häuserruinen, Booten und wandernden Menschen über einen XL-Monitor neben ihr. Auch das Bild des ertrunkenen Flüchtlingsjungen Aylan zeigt Connor, um das Publikum schließlich mit einem Peace-Zeichen in die Nacht zu entlassen.
Noch bis zum 21. September tourt die Musikerin durch Theater und Clubs. Ab März 2016 beschallt sie dann die großen Arenen des Landes.