Keine Panik: Udo dreht vor Newcomern richtig auf

Baden-Baden (dpa) - Ein Gläschen Eierlikör zum Gurgeln - und schon steigt das Lichtfeuerwerk: Panik-Rocker Udo Lindenberg (69) hat am Donnerstagabend in Baden-Baden das SWR3-New-Pop-Festival eröffnet und gleich für Stimmung gesorgt.

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Mit den Worten „Keine Panik Leute“ betrat die Rock-Legende im gestreiften Jackett, mit Hut und Sonnenbrille die Bühne - und brachte das mit 2500 Menschen voll besetzte Festspielhaus zum Toben. Sein öffentlicher Auftritt war kurz, aber hinterließ Eindruck.

Schließlich war der Altmeister nicht nur da, um Newcomer kennenzulernen. Er warb zugleich für ein neues Album und eine große Stadiontournee im kommenden Jahr. Die soll kurz nach seinem 70. Geburtstag (17. Mai) starten und durch neun Städte gehen - von Gelsenkirchen über Stuttgart bis nach Leipzig.

Revue, Artistik, Luftakrobatik: Die Tour wird „sehr geil“, versprach Udo Lindenberg. „Das wird die größte Show, die wir je gemacht haben.“ Und die intimste, glaubt man dem Altrocker.

Wie genau Album und Tournee aussehen werden, ließ er offen. „Es wird auf jeden Fall ein Abenteuer.“ Welcher Art, davon gab er in Baden-Baden einen Vorgeschmack. Bei einer äußerst launigen Pressekonferenz vor der Festival-Eröffnung haute er ganz nebenbei zwei seiner Hits heraus: „Hinterm Horizont“ und „Ich mach mein Ding“ mit einem Kinderchor. Danach herzte er Besucherinnen, flirtete mit seiner attraktiven „Bodyguardine“ Zena und zog für die Kameras sogar die Sonnenbrille ab.

Im nächsten Jahr wird Udo 70 - doch hinterm Horizont geht's nicht nur weiter; man muss mit neuen „Panik-Abenteuern“ rechnen, machte der Rockstar deutlich. Im Frühjahr will er eine „Platte rausknallen“, mit Texten, die oft in Kneipen entstehen („Ich schreibe sie breit und lese sie nüchtern gegen“). Um für die Tour fit zu sein, wird Udo zum Marathon-Man: Statt „gezieltem Saufen“ ist Sprinten angesagt: „Jetzt renne ich mal jede Nacht, egal wo ich bin.“

Eine „Art Familienfeier“ plant er, bei der auch „the wild seventies“ wieder aufleben sollen. Schließlich wurde er Anfang der 1970er Jahre mit seinem Panikorchester zum Deutschrockpionier. „Eine geile Zeit.“ Die soll jetzt einfach weiter gehen.

Bei seiner Tour durch die Stadien geht Lindenberg - dank moderner Fluggeräte - dabei ganz nah ran an sein Publikum. „Ich will den Menschen in die Augen gucken.“ Was das heißen kann, zeigte er bei der Eröffnung des New-Pop-Festivals. Da stieß er nicht nur mit SWR3-Moderatorin Anneta Politi mit einem Likörchen an. Er reichte sein Lieblingsgetränk gleich an die Zuschauer weiter.

Den Hut symbolisch auch. Einen solchen trug nicht nur der britische Soulsänger Kwabs („Walk“), der das Festspielhaus zur Eröffnung mit kräftigen Bässen zum Beben brachte. Auch sein Landsmann und Newcomer James Bay („Hold Back The River“) konnte nicht oben ohne. Er begeisterte sein Publikum wie US-Stimmwunder Mikky Ekko („Stay“) mit deutlich leiseren Tönen. Altmeister Udo jedenfalls war gespannt auf die Newcomer. So wie die vielen tausend Zuhörer, die an dem Spätsommerabend vor dem Kurhaus per Großbildleinwand die Konzerte mitverfolgten oder die kostenlosen Auftritte der Newcomer auf der offenen Kurhausbühne feierten.