Status Quo Gitarrist und Sänger Rick Parfitt gestorben
London (dpa) - Die eingängigen Riffs von „Whatever You Want“ gehören zu den ersten Griffen, die junge Gitarrenschüler lernen. Status Quo haben einige der größten Rock-Hits wie „Down Down“ und „Rockin’ All Over The World“ gespielt.
Nur Queen, die Beatles und Elvis dominierten die Albumcharts länger. Und Rick Parfitt war fast ein halbes Jahrhundert als Rhythmusgitarrist und Sänger dabei. Er und Frontmann Francis Rossi wirkten zum Schluss wie ein altes Ehepaar, das sich noch lange nicht von den durchgescheuerten Jeans und den weißen und grünen Fender-Gitarren trennen wollte.
Am Samstag starb Rick Parfitt im Alter von 68 Jahren im spanischen Marbella; nach Angaben seines Managers an den Folgen einer Infektion nach einer Operation an der Schulter. Der Sänger und Gitarrist hinterlässt vier Kinder und Ehefrau Lyndsay Whitburn.
Geboren am 12. Oktober 1948 wuchs er in einer Sozialbausiedlung in Woking im Süden Londons auf. Der kleine Rick lernte mit elf Jahren Gitarre spielen, inspiriert vom „King of Skiffle“ Lonnie Donegan.
Seine Eltern unterstützten ihn zwar, aber glaubten nicht an den Erfolg. Der britischen Zeitung „Guardian“ erzählte er, wie sich das 1965 nach einem bezahlten Auftritt änderte: „Es war gegen vier Uhr morgens, und ich weckte sie auf und sagte: „Oi, schaut euch das an“, dann warf ich das Geld in die Luft. Sie sagten: „Wow, 400 Pfund!““
1967 stieg Parfitt bei Status Quo ein. Nach ersten psychedelischen Ausflügen wie „Pictures Of Matchstick Men“ schaffte die Band den Durchbruch Anfang der 70er Jahre mit einer Reihe von eher ungeschliffenen, rockigen Hits wie „Paper Plane“ oder „Caroline“.
Danach wurde der Band-Name zum Programm: Die Fans wollten Gassenhauer wie „Whatever you Want“, simple Melodien, drei Akkorde, die Gitarrenhymnen der 70er Jahre ohne Experimente. Daher wichen Status Quo nur selten von ihrem Erfolgsrezept ab - und verkauften damit mehr als 120 Millionen Platten. Darüber machten sich nicht nur Kritiker lustig, sondern auch Bands - die Punk-Parodie „Heads Down No Nonsense Mindless Boogie“ schaffte es 1978 sogar in die Hitparaden.
Aber Status Quo überstanden Punk, tourten durch die Welt und füllten das Moskauer Olympiastadium 14 Mal in Folge. 1985 spielten sie „Rocking All Over The World“ zum Auftakt von Bob Geldofs „Live Aid“ und brachten im Londoner Wembley Stadium 100 000 Menschen zum Toben.
Parfitts erste Ehe brach auseinander, als seine zweijährige Tochter Heidi im Pool in seinem Haus in Surrey ertrank: „Das Leben ging weiter und man lernt, damit zu leben, aber man kommt nie darüber hinweg. Niemals...“, sagte er dem „Guardian“.
Danach heiratete er seine Jugendliebe Patti Beedon, die ihn später in der Regenbogenpresse als „Strolch und Schürzenjäger“ beschrieb - Parfitt war ständig auf Tour und dröhnte sich mit Alkohol oder Kokain zu. Mit seiner dritten Ehefrau Lyndsay Whitburn lebte er zuletzt im spanischen Málaga; sie haben Zwillinge. Bei ihnen wollte Rick Parfitt all das gutmachen, was er bei seinen älteren Söhnen verpasst hatte.
Sein exzessiver Lebensstil hatte späte Folgen: 1997 überstand er den ersten Herzinfarkt, gefolgt von Kehlkopfkrebs und zwei weiteren Herzinfarkten. Den vierten hatte er im Juni 2016 nach einem Konzert in der Türkei. Parfitt sei für Minuten „praktisch tot“ gewesen, teilte Bandmanager Simon Porter mit.
Im Oktober 2016 gab Parfitt daher bekannt, dass er mit Status Quo nicht mehr auftreten werde. „Ich bin kein großer Fan von dem ganzen akustischen Quatsch“, sagte er der Musikzeitschrift „Classic Rock“. Die Band will in Zukunft von den anstrengenden E-Gitarren auf akustische Sets umsteigen - aus Altersgründen.
Er sei trotz vieler gesundheitlicher Schocks mit seinem Leben zufrieden, vertraute Parfitt der Zeitschrift „Northern Life“ einmal an: „Ich habe so viel noch vor und ich fühle mich jetzt wirklich wohl in meiner Haut, nachdem ich mein Leben wieder auf die Reihe gebracht habe. Ich hatte meine letzte Warnung und meine neun Leben.“