Grönemeyer: Herbert kann es noch immer
Auf seiner „Unplugged“-Tour wird Grönemeyer gefeiert.
Düsseldorf. Da sitzen nun die 5000 Grönemeyer-Fans etwas hilflos auf ihren Stühlen in der Philipshalle: Darf man hier klatschen, pfeifen und "Herbert, Herbert" skandieren? Schließlich tritt gleich eine Band auf, die nur mit akustischen Instrumenten ("unplugged") den Ton angibt. Immer wieder versucht ein kleines Grüppchen der Zuschauer die große Welle des Klatschens und Anfeuerns loszutreten - vergeblich. Hier sitzen die meisten auf ihren Stühlen und denken: "Wir warten lieber mal ab, was passiert. So kennen wir den Herbert ja gar nicht."
"Grönemeyer Unplugged" nennt sich diese kleine, intime Zugabe, die der 51-Jährige nach seiner erfolgreichen Open Air-Tournee im Sommer mit rund 900 000 verkauften Tickets gibt. Düsseldorf war nach Dresden, Wiesbaden und Magdeburg die letzte deutsche Station. Entsprechend gelöst, fröhlich und emotional steht Grönemeyer dann auch auf der Bühne, um mit seinen Fans den Abschluss dieser grandiosen Tour zum Album "Zwölf" zu feiern.
Und er stellt sofort klar: "Wir wollen heute natürlich sehr feingeistig auftreten - aber denkt bloß nicht, das ist jetzt was mit Niveau hier." Da bricht endlich lachender Jubel los. Als der Musiker dann noch darum bittet, dem Nachbarn "nicht in die Rippen zu hauen", wenn der mitsingt, weiß jeder: Das ist unser Herbert in Jeans und Turnschuhen, der heute Abend vor allem eins will: Spaß haben.
Zweieinhalb Stunden fegt Grönemeyer über die Bühne, stolpert über das Inventar, um noch näher bei den Fans zu sein, dreht der grölenden Masse das Hinterteil zu, um seinen legendären Hüftschwung zu zeigen und anschließend zufrieden über sich selbst zu lachen. Auch musikalisch klappt an diesem Abend alles wie am Schnürchen - nach jedem Song dreht sich der 51-Jährige zufrieden zu der 15-köpfigen Band aus Streichern, Gitarristen, Schlagzeugern und Keyboardern um, und macht die Boris-Faust.
Die Auswahl der Songs ist für einen Musiker mit zwölf Alben und mehr als 20 Jahren Bühnenerfahrung eine echte Aufgabe. Dennoch gelingt der Band und ihrem Frontmann eine frische Mischung, bei de³r auch alte Hits wie "Ich will mehr" oder "Ich hab’ Dich lieb" nagelneu klingen. Überrascht hat das Publikum vor allem die Unplugged-Variante von Männer, die Grönemeyer schelmisch mit "quando es un hombre un hombre’" ankündigt, um dann tatsächlich zwischen Flamenco-Klängen "Männer sind schon als Baby blau" zu trällern. Dazu gibt’s ein Xylophon- und ein Panflöten-Solo.
Spätestens da hält es keinen auf den Stühlen, und der Entertainer hat sein Ziel erreicht: "Mach den Kopf aus und komm tanzen" heißt das Motto des Abends. Es funktioniert. Bis der Musiker die Bühne nach drei Zugaben endgültig verschwitzt verlassen hat und seine Fans raus in den abendlichen Regen müssen. Da heißt es dann: Kopf an und meckern - bis Herbert uns das nächste Mal zum Tanzen einlädt.