Hape Kerkeling lässt sich das Singen nicht verbieten

Berlin (dpa) - Jetzt singt er auch noch! Diesen Seufzer stößt bei ihm wohl kaum jemand aus, denn seine Fans - und das sind im deutschsprachigen Raum viele - sind froh, wenn er überhaupt noch in Erscheinung tritt.

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Die Rede ist von Hape Kerkeling, dem seit Loriot wahrscheinlich konsensfähigsten Komiker der Republik.

Der Moderator und Autor, der im Dezember 50 wird, bringt an diesem Freitag (4. April) ein nostalgisches Album mit alten Schlagern heraus. Der Titel: „Ich lasse mir das Singen nicht verbieten“.

„Eigentlich wollte ich schon immer Schlagersänger werden“, sagt Kerkeling. Sein Herz schlage nun mal für die Musik. „Auf meinen Live-Tourneen bestand die Hälfte des Programms aus Musik - von Liedern des Eurovision Song Contests über selbstgeschriebene Songs bis zu italienischen Schnulzen, deutschen Schlagern oder Parodien auf holländische Liedermacher.“ Und auch in seinen Fernsehshows habe er jede Gelegenheit genutzt, um zu singen. „Und dies ist jetzt das erste Album, auf dem ich mich ernsthaft dem Unterhaltungsschlager widme - so ernsthaft eben ein Unterhaltungsschlager-Album sein kann.“

Eine „wirklich beeindruckende Erfahrung“ sei es gewesen, dass das renommierte Deutsche Filmorchester Babelsberg für ihn die Titel eingespielt habe. Und Hape hat noch mehr Gründe, sich wie ein Kind über das Projekt zu freuen. Im dpa-Interview verrät er, seit fast 40 Jahren von einem Duett mit Mary Roos geträumt zu haben: „seitdem sie damals mit Kermit gesungen hat in der „Muppet-Show““.

Mit Roos singt Kerkeling das Lied „How Do You Do“. Weitere Duette gibt es mit der Showmasterin Michelle Hunziker („Komm ein bisschen mit nach Italien“), der Texas-Lightning-Frontfrau Jane Comerford („Chanson d'Amour“) und der Moderatorin Kim Fisher („Fahrende Musikanten“).

Mit einem wahren Feuer-Werk beginnt die Platte: und zwar tatsächlich mit „Feuer“. Dieses Lied sang Ireen Sheer beim Grand Prix Eurovision de la Chanson 1978 in Paris und holte für Deutschland Platz sechs.

Das Besondere bei Kerkeling daran: Zeilen wie „Ich lass mich nie von den Männern dressier'n, hab' ich geschworen“ ließ der Entertainer unverändert, anders als beim titelgebenden Lied „Wir lassen uns das Singen nicht verbieten“, das er zu „Ich lasse mir das Singen nicht verbieten“ machte („Da ich den Pluralis Majestatis für mich nicht benutze, haben wir Jack White gefragt, ob wir das umändern dürfen“).

Mit der schwulen, bewusst von Mann zu Mann gesungenen „Feuer“-Version setzt Kerkeling ein kleines Zeichen gegen Homophobie und Homosexuellen-Verfolgung: „In anderen Ländern müsste man dafür unter Umständen mit dem Leben bezahlen.“

Doch zurück zu Erfreulichem: Viele der Schlager - etwa „Schmidtchen Schleicher“, „Jetzt geht die Party richtig los“ oder „Herzen haben keine Fenster“ - wecken bei Kerkeling Erinnerungen an Kindheit und Jugend und lustige Familienfeiern damals.

„Natürlich haben die 70er im Rückblick auch immer ein bisschen was Spießiges und Muffiges. Trotzdem war es tatsächlich eines der erfrischendsten und aufbruchgesteuertsten Jahrzehnte, die dieses Land je erlebt hat.“ Das spürt man an den Liedern, wie er meint. Ihm gefalle auch, dass man sich den Hits „vollkommen gedankenfrei hingeben“ könne. „Das ist eine Art Meditation, denn die Birne wird wirklich frei bei diesen Songs.“

Zwei Kerkeling-Klassiker sind natürlich auch dabei. „Auf einem Album, das eine Art Jubiläumsalbum ist, da es ja im Jahr meines 50. Geburtstags herauskommt, dürfen die beiden ganz großen Hits, die ich abliefern durfte, einfach nicht fehlen: „Das ganze Leben ist ein Quiz“ und „Hurz“ - jeweils in einer frischen Neuauflage.“

Zunächst hofft er, mehr als 300 Stück von der CD zu verkaufen - anders als bei einer LP, die er 1982 mit seiner Schüler-Band Gesundfutter aufnahm. Das dürfte kein Problem werden, zumal Deutschland bekanntlich im Schlagerboom steckt. Wen er von dessen Königinnen bevorzuge - Helene Fischer oder Andrea Berg - beantwortet Kerkeling ganz diplomatisch. „Ich sage dazu nichts, außer dass natürlich beide Damen Top-Granaten des Schlagers sind.“ Eine Tournee als Schlagersänger plant Hape übrigens „noch nicht“.

Wer Kerkeling für präzise Albernheiten und Figuren wie Uschi Blum oder Horst Schlämmer mag, könnte von diesem soliden, vergleichsweise ernsten Liebhaberprojekt des Komikers enttäuscht sein. Doch es gilt der schöne Satz: Hape Kerkeling ist immer für eine Überraschung gut.