Heinrich Heines „Loreley“ auf blassblauem Papier
Düsseldorf (dpa) - Hunderte Gedichte schrieb Heinrich Heine, zu den berühmtesten zählt die „Loreley“. Nur eine einzige Handschrift der weltbekannt gewordenen Verse über die Jungfrau auf dem Rheinfelsen ist erhalten.
Sie ist jetzt in Düsseldorf zu sehen.
„Ich weiß nicht, was soll es bedeuten, daß ich so traurig bin;...“ - diese Anfangsverse der „Loreley“ von Heinrich Heine sind weltberühmt. Dutzende Male wurde das 1824 erstmals veröffentlichte romantische Gedicht über die verführerische und todbringende Jungfrau auf dem Rheinfelsen vertont. Zum Volkslied wurde die „Loreley“ durch die 1837 komponierte Melodie von Friedrich Silcher. Selbst die Nationalsozialisten konnten die Verse des jüdischen Dichters Heine nicht aus dem Gedächtnis der Menschen löschen, auch wenn in den Büchern der NS-Zeit der Autor der „Loreley“ als „unbekannt“ bezeichnet wurde.
Nur eine einzige Handschrift Heines von seiner beliebten „Loreley“ ist erhalten. Das hochempfindliche Papier lagert in einem Depot des Heinrich-Heine-Instituts in Düsseldorf, der Geburtsstadt des spöttischen Dichters (1797-1856). Für drei Wochen ist die Reinschrift des Gedichts bis zum 31. Juli in einer Ausstellung des Instituts zu sehen. Nur alle paar Jahre dürfe die einst für einen französischen Sammler angefertigte Reinschrift aus dem Jahr 1838 dem Licht ausgesetzt und öffentlich präsentiert werden, sagt Kurator Jan-Birger von Holtum. Das Besondere an dem Dokument auf blassblauem Papier sei, dass Heine wohl das einzige Mal auch den Titel „Loreley“ über die Verse geschrieben habe.
Heine ist der deutschsprachige Dichter, dessen Werk am häufigsten vertont wurde. Heutzutage sind allein 10 000 Heine-Lieder bekannt. Fast alle namhafte Komponisten wie Robert Schumann, Franz Liszt oder Johannes Brahms schrieben Melodien zu Heines Gedichten. Allein von der „Loreley“ existieren um die 40 Versionen. Das meist vertonte Gedicht ist mit 400 Versionen aber „Du bist wie eine Blume“.
Zur Raritätenschau auch für Musikliebhaber wird die Ausstellung „Loreley und andere Lieder“ dadurch, dass das Heine-Institut Notenmanuskripte berühmter Komponisten aus seinem Depot zutage befördert hat. Handschriften-Schätze von Schumann, Brahms, Felix Mendelssohn Bartholdy, Giacomo Meyerbeer, aber auch des Dänen Niels Wilhelm Gade oder des Iren Charles Villiers Stanford liegen in den Vitrinen. Am besten gefielen Heine wohl die Vertonungen des heute weitgehend unbekannten Joseph Klein, sagte von Holtum. In Kleins Notenmanuskripte schrieb der Dichter die Texte selbst hinein.
Persönliche Gegenstände wie ein Ring mit einer eingefassten Haarlocke von Felix Mendelssohn Bartholdy oder eine Erstausgabe von Heines berühmtem „Buch der Lieder“ (1827) aus dem Besitz von Robert Schumann geben der Ausstellung eine private Note. Als Jura-Student besuchte Schumann den von ihm bewunderten Heine 1828 in München. Auch ein Porträt des jungen Schumann aus jener Zeit liegt in einer Vitrine. Schumann selbst habe das Bild nie gefallen, sagt von Holtum. Er habe erklärt, bei der Entstehung von Zahnschmerzen geplagt gewesen zu sein.