Ich + Ich-Sänger Adel Tawil mit Solo-Debüt

Berlin (dpa) - Adel Tawil nimmt ab jetzt alles selbst in die Hand. Nach fast zwei Jahrzehnten im Musikbusiness hat der Berliner sein spätes Solo-Debüt herausgebracht. Der schlichte Titel: „Lieder“.

„Das erste Mal wirklich ein eigenes Album zu machen, das ist für mich schon etwas sehr Aufregendes“, sagt der 35-Jährige der Nachrichtenagentur dpa. „Man kann sich nicht hinter jemandem verstecken.“

Allein unterwegs war Tawil musikalisch bisher noch nie: Angefangen hat er in den 90ern mit der Teenieband The Boyz. Deren bekanntester Song „One Minute“ stammt aus seiner Feder. „Es sind wirklich 18 Jahre vergangen, seitdem ich den ersten Plattenvertrag unterschrieben habe“, wundert er sich heute. „Das kann doch gar nicht sein.“

Richtig bekanntgeworden ist er später als die eine Hälfte des Duos Ich + Ich („Vom selben Stern“, „So soll es bleiben“). Mit der früheren Ideal-Sängerin Annette Humpe (63) veröffentlicht er in sieben Jahren drei Alben. Mehrere Millionen Platten gehen über die Ladentheken, Radiostationen spielen den träumerischen Popsound rauf und runter. Dann kommt eine kreative Pause, die bis heute anhält. „Ich + Ich ist erst einmal auf Eis gelegt“, sagt er. Zwei Jahre Studio folgen, jetzt das Album.

Auf „Lieder“ ist Tawil sein eigener Chef - einer, der viel zu erzählen hat. In der gleichnamigen Vorabsingle, die direkt auf Platz zwei der Charts landet, verknüpft er Songs, die seinen persönlichen Weg begleitet haben, mit der eigenen Musikkarriere. The Prodigy, David Bowie, Nirvana, Depeche Mode - es macht Spaß herauszufinden, was sich hinter Versen wie „Und ich steh' im lila Regen, ich will ein Feuerstarter sein“ verbirgt.

Und Adel verpflichtet: Tawil hat ein gutes Händchen für Kollaborationen. Reggae-Star Matisyahu („Youth“) holt er sich für die Uptempo-Nummer „Zuhause“ mit ans Mikrofon. Der Hip-Hop-Song „Aschenflug“ widmet sich dem Thema Drogenkonsum - Unterstützung gibts dabei von Rapper Prinz Pi („Donnerwetter“) und Sido („Aggro Berlin“).

Zuweilen pendelt Tawil zwar etwas zu sehr zwischen Erbauungslyrik und seichten Allerweltsfloskeln. Macht aber nichts, denn der abwechslungsreiche R&B-Pop auf „Lieder“ wiegt so manche Textschwäche auf. Die Musik klingt frischer als bei Ich + Ich, basslastiger, mutiger. Manchmal kann es so einfach wie bei „Herzschrittmacher“ sein: „Du machst mich wach und wacher so wie ein Herzschrittmacher.“

Für „Graffiti Love“ engagiert er die beiden Humpe-Schwestern: Inga von der Band 2raumwohnung und seine Ich + Ich-Partnerin Annette. Die soll zu ihm gesagt haben: „Adel, jetzt kriegst du den Schwesternsound.“ Sie verstehen sich noch gut, ist also eine Reunion denkbar? „Wir sprechen manchmal über eine mögliche Fortsetzung“, beschwichtigt der Berliner, „aber jetzt kommt erst einmal das Adel-Tawil-Album. Und dann schauen wir mal, was passiert.“