Jugend feiert ihren Summerjam
28.000 Reggae-Fans aus ganz Europa kommen am Wochenende zur großen Party an den Fühlinger See.
Köln. In die Zeltstadt rund um den Fühlinger See kommt am Samstagmittag so langsam richtig Leben: Während die Ersten sich schon in Richtung Festivalinsel aufmachen, genießen andere noch die Sonne, die sich an diesem Wochenende etwas zurückhält. „Es ist toll, wie leicht man hier Leute aus ganz verschiedenen Ländern kennenlernt. Die Menschen sind hier ziemlich offen“, berichtet Danilo aus Mönchengladbach, der es sich mit seiner Clique vor dem Zelt gemütlich gemacht hat.
Das erste Mal erlebt Unkas aus Neuss den Summerjam: „Mir gefällt die ganze Stimmung und die gute Musik“, sagt der 16-Jährige, der in der französischen Band Dub Inc seinen Favoriten ausgemacht hat. Diese kombiniert HipHop, Dub und Reggae mit arabischen Klängen und steht nicht nur bei den 4.000 Frans aus Frankreich hoch im Kurs.
Keine weite Anreise hat Lukas (16), er wohnt in Fühlingen unweit des Festivalgeländes: „Es macht einfach Spaß, hier dabei zu sein, und das Ganze live zu erleben. Ich mag Dancehall und House, stehe aber auch voll auf Reggae“, sagt der Schüler. Mit den Kölnern sind Sinja (18) und Melissa (19) aus Wolfsburg unterwegs. „Uns gefällt vor allem die Mischung aus Campen und Musik sehr gut. Musikalisch ist für jeden etwas dabei“, freut sich Melissa.
Aus Baden-Baden angereist sind Joscha (17) und Max (15). „Ich finde es toll, wie friedlich die Leute hier miteinander freuen. Gespannt bin ich heute vor allem auf Jimmy Cliff“, zollt Max der Reggae-Legende seinen Tribut. Dagegen stehen Ribana (27) und Melanie (21) aus Mainz voll auf den Rapper Samy Deluxe, bei dessen Auftritt es rund um die große Bühne richtig eng wird: „Er ist für uns der Höhepunkt des Festivals. Ich mag HipHop, bin aber durch meine Eltern mit Reggae groß geworden. Jetzt hat sich das etwas vermischt“, sagt Melanie.
Bei den Schwestern Jenny (21) und Nancy (19) aus Warstein gehört Dancehall fest zum Leben. „Wir gehen regelmäßig auf Konzerte und freuen uns, wenn wir hier die Leute aus ganz Deutschland wieder treffen“, sagt Nancy. Ihre Favoriten sind in diesem Jahr Sentinel und Heckert Empire.
Für Festivalchef Klaus Maack ist es wichtig, junge Leute aus ganz Europa zum größten Reggae-Festival nach Köln zu bekommen. Dafür ist er das ganze Jahr unterwegs und sucht nach neuen Bands, die dem Summerjam frische Impulse einhauchen. „In Jamaika geht im Moment der Trend weg von Dancehall. Dafür entdecken junge Künstler den Roots Reggae wieder für sich und interpretieren ihn auf ihre Weise“, sagt Maack. Ein gutes Beispiel dafür sind Künstler wie Tarrus Riley, der im Köln bei seinem spektakulären Auftritt von den Fans umjubelt wird.
An eine Renaissance des Reggae wie sie einst Bob Marley oder Peter Tosh in Europa ausgelöst haben, glaubt er allerdings nicht: „Damals ging es um den Kampf gegen Unterdrückung und Sklaverei. Heute sind Menschen mit schwarzer Hautfarbe ein ganz normaler Teil der Gesellschaft“, erklärt der Festivalmacher. Trotzdem ist er sicher, dass das Interesse an dieser Musik bei jungen Leuten konstant hoch sein wird. „Gut ist es, dass es bei den Künstlern nicht an Nachwuchs mangelt. Thematisch lösen Familie und Liebe Texte über Sex und Gewalt immer mehr ab“, sagt Maack.
Ein Pfund für ihn ist das Erlebnis Festival: „Für junge Leute ist es toll, mit anderen zu zelten und Musik zu hören. Deshalb kommen viele jedes Jahr an den Fühlinger See.“ Wichtig sei außerdem die perfekt Mischung der Genres. „Die Besucher stehen auf HipHop wie ihn Marteria oder Madcon präsentieren, respektieren aber auch die Legenden des Reggaes wie Jimmy Cliff. So wird es den Summerjam auch noch weitere 25 Jahre geben.“
Bedeutsam ist für den Summerjam auch die Musik aus Lateinamerika und dem Nachbarland Frankreich. „Die Musikszene dort entwickelt sich enorm. Ich bin viel unterwegs, um immer wieder neue Bands nach Deutschland zu holen. Dort kann man auf einen sehr großen Fundus zurückgreifen“, sagt Maack.