„Just a Lady!“ - Marianne Rosenberg wird 60

Berlin (dpa) - Sie überrascht immer wieder mit neuen Facetten: Marianne Rosenberg war stets mehr als eine Schlagersängerin, hat sich auch im Chanson, Jazz oder Punk ausprobiert. Die breite Öffentlichkeit verbindet sie allerdings vor allem mit Hits wie „Er gehört zu mir“ und „Marleen“.

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Jetzt, am 10. März, wird Marianne Rosenberg 60. Viel Aufhebens macht sie nicht um den Geburtstag, hat auch keine Lust, sich dazu in Interviews zu äußern. Stattdessen arbeitet die Sängerin, Komponistin und Autorin intensiv an einem neuen Album, das von den Fans mit Spannung erwartet wird.

Ihre ersten Erfolge feierte die Tochter des Auschwitz-Überlebenden Otto Rosenberg bereits mit 14 Jahren. In dieser Zeit kam ihr politisches Bewusstsein öffentlich kaum zur Geltung. Doch die Familiengeschichte hatte ihren Sinn für Gerechtigkeit früh geschärft. Wichtig dafür war vor allem der Vater, Vorstandsmitglied im Zentralrat Deutscher Sinti und Roma und Mitbegründer und erster Vorsitzender des Landesverbandes Berlin-Brandenburg der Deutschen Sinti und Roma.

Mit diesem Erbe geht Marianne Rosenberg sehr behutsam um. So weigert sie sich stets, das Leiden ihrer Vorfahren, von denen viele in den Konzentrationslagern ermordet wurden, zu Publicityzwecken einzusetzen. Großen Respekt weit über ihre Fangemeinde hinaus erwarb sie sich im Jahr 2000, als sie nicht bereit war, in einer TV-Show mit ihrem Vater aufzutreten. Zu Begründung sagte sie damals: „Die wollen Rosenberg-Schlager garniert mit einer Prise Auschwitz. Das ist eine Respektlosigkeit gegenüber meinem Vater.“

Später, so in ihrer 2006 veröffentlichten Autobiographie „Kokolores“, machte die vielseitige Künstlerin ihre Position als streitbare Verteidigerin der Demokratie kraftvoll deutlich. Schon zuvor hatte sie sich konsequent für Minderheiten eingesetzt. Daraus resultiert eine bis heute andauernde Verehrung insbesondere von Schwulen und Lesben, die viele Songs von Marianne Rosenberg gleichsam als Hymnen für ihre soziale Emanzipation betrachten.

Musikalisch hat Marianne Rosenberg über die Jahrzehnte eine erstaunliche Wandelbarkeit gezeigt. Sie brilliert in verschiedenen Genres, wie Schlager, Rock, Pop, Chanson, Jazz, Techno und Punk. Im breiten Bewusstsein der Fans ist sie jedoch nach wie vor fest durch Songs um die Wonnen und Leiden der Liebe verbunden. Hits wie „Er gehört zu mir“, „Marleen“, „Ich bin wie Du“ oder „Fremder Mann“, alle aus den 1970er Jahren, gehören zum Unterhaltungsstandardrepertoire im deutschsprachigen Raum.

Der ungebrochene Erfolg der Lieder ist mit dem Gehalt der Texte und der Präsenz der Künstlerin zu erklären. Die Hits von Marianne Rosenberg schwelgen nicht platt in Herz-Schmerz-Romantik, sondern gehen durchaus auch ernsthafte Themen wie Einsamkeit, Eifersucht und Existenzängste an. Weil die Lieder nicht in Kitsch baden, finden sich viele Hörerinnen und Hörer in ihnen wieder.

Markenzeichen der Sängerin ist die Intensität ihrer Interpretationen. Da ist der Vergleich mit der legendären Operndiva Maria Callas (1923 - 1977) erlaubt. Sie packte das Publikum nicht mit „schönem“ Gesang, sondern mit wahrhaftig anmutender Emotionalität. Genau das zeichnet auch Marianne Rosenberg aus. Wenn sie singt, meint man, sie führe einen auf den Grund ihres Herzens. Damit hat sie als Entertainerin hierzulande eine herausragende Position.

Um der Einsortierung in Schubladen zu entgehen, arbeitet Marianne Rosenberg oft mit verschiedenen künstlerischen Partnern. Darunter finden sich so illustre Namen wie der der Deutsche-Welle-Band „Extrabreit“ und der Schauspielerin und Musikerin Marianne Enzensberger. Ihr Privatleben schirmt Marianne Rosenberg konsequent ab. Freunde und Weggefährten respektieren ihre Zurückhaltung. Schauspieler und Entertainer Ilja Richter (62), in jungen Jahren beruflich und privat eng mit Marianne Rosenberg verbunden, äußerte sich auf Bitte der dpa zu ihrer Persönlichkeit mit einem pointierten Satz, der ganz sicher die Zustimmung all ihrer Fans findet: „Just a Lady!“