„Wunder gibt es immer wieder“ - Katja Ebstein wird 70

München (dpa) - Sie drängt schon lang nicht mehr ins Rampenlicht. Auftritte sind rar geworden. „Baustellenseite“ nennt Katja Ebstein denn auch ihre Webseite im Internet. Gerade einmal vier Termine sind dort aufgeführt - für das Jahr 2014, der letzte am 6. September im thüringischen Kurort Bad Salzungen.

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Es ist ruhig geworden um Katja Ebstein, die einst so erfolgreiche deutsche Schlagersängerin und Chansonnière. Am 9. März feiert die dreifache Grand-Prix-Teilnehmerin ihren 70. Geburtstag.

„Wunder gibt es immer wieder“ - mit diesem Lied nahm Katja Ebstein 1970 an dem internationalen Song-Wettbewerb teil und belegte Platz drei. Es wurde einer der bekanntesten deutschen Schlager. Millionen können die Melodie noch heute im Schlaf singen. 1980 erreichte sie beim Grand Prix sogar den zweiten Platz, diesmal mit der Ralph Siegel-Komposition „Theater, Theater“, die ebenfalls zum Evergreen wurde.

Im Showgeschäft mischt Katja Ebstein freilich schon lange nicht mehr mit. „Da ist doch nichts mehr authentisch“, sagte sie schon vor Jahren. Dennoch unterstützte sie Lena Meyer-Landrut bei deren Teilnahme am Eurovision Song Contest. „Sie hat eine ungeheure Persönlichkeit, sie ist intelligent und schlagfertig“, sagte Ebstein damals der Deutschen Presse-Agentur über die junge Sängerin. Sie sollte recht behalten. Lena gewann den Wettbewerb am 29. Mai 2010 mit ihrem Popsong „Satellite“.

Selbst hat Katja Ebstein dem Schlager längst den Rücken gekehrt, wenngleich sie damit lange Zeit gefeiert wurde. „Wenn du jedes Jahr eine Platte abliefern musst, die erfolgreich sein soll, ist das ein enormer Zwang, der Kreativität tötet“, sagte sie vor einigen Jahren rückblickend. „Meine Selbstbestimmung wurde immer weiter eingeschränkt, also habe ich aufgehört.“

Lange Zeit war sie erfolgreich. Zum Schlager kamen auf über 30 Alben Pop, Rock, Chanson und Musical hinzu. Ihre Lieder erschienen auch auf Englisch, Französisch, Spanisch, Portugiesisch, Italienisch und Japanisch. Außerdem spielte Ebstein, die einst Karin Witkiewicz hieß, Theater und tourte mit verschiedenen Rezitationsprogrammen durch Deutschland.

Neben ihrer künstlerischen Arbeit engagiert sich die am 9. März 1945 im schlesischen Girlachsdorf geborene Katja Ebstein auch politisch und sozial. 2008 erhielt sie das Bundesverdienstkreuz. Bereits in der 1968er Bewegung war sie aktiv und nahm später unter anderem an Sitzblockaden gegen Raketenstationierungen teil. Showgeschäft und politisches Engagement sind für Katja Ebstein kein Gegensatz. „Unterhaltung hat auch was mit Haltung zu tun“, sagte sie einmal bei einem Fernsehauftritt.

Nach wie vor engagiert sich Ebstein in der von ihr gegründeten Stiftung für sozial benachteilige junge Menschen. „Es geht um eine enkeltaugliche Zukunft für Kinder und Jugendliche und es ist endlos, was man daran arbeiten muss“, sagt sie über ihre Arbeit. Privat musste die südlich von München lebende Künstlerin vor sieben Jahren einen schweren Schicksalsschlag verkraften: Im Oktober 2008 starb ihr Ehemann, der Fernsehregisseur Klaus Überall, nach einem Krebsleiden.