Keine Skandale: Das Bayreuther „Rheingold“

Bayreuth (dpa) - In ihrem vierten Jahr wird Frank Castorfs „Rheingold“-Inszenierung am Dienstagabend bei den Bayreuther Festspielen gefeiert - und das, obwohl der große Star der Produktion fehlt. Dirigent Kirill Petrenko steht in diesem Jahr nicht mehr am Pult, weil er sich mehr Zeit nehmen wollte für seine Arbeit als Generalmusikdirektor.

Ein kleiner Schlag für die Festspiele und ihr Publikum; schließlich waren sich Kritiker und Zuschauer weitgehend einig: In die Geschichte eingehen wird der aktuelle „Ring des Nibelungen“ nicht als „Castorf-Ring“, sondern als „Petrenko-Ring“.

„Es war mit Vertragsabschluss klar, dass er nur drei Jahre hier sein würde. Er ist ein wunderbarer Dirigent, und insofern schmerzt es, dass Petrenko nur drei Jahre hier war, aber es ist nicht ausgeschlossen, dass er wieder kommt“, sagte Festspielchefin Katharina Wagner der Deutschen Presse-Agentur.

Sein Nachfolger Marek Janowski, so betont sie, sei aber ebenfalls ein Meister seines Faches und „ein absoluter Könner“. „Sie sind sehr unterschiedlich, aber beide herausragende Dirigenten.“

Und so gibt es am Dienstagabend auch für Janowski Jubelstürme - obwohl er Petrenko und seiner begeisternden, kraftvollen Interpretation mit seiner etwas gedämpfteren Variante nicht ganz das Wasser reichen kann.

Stürmischen Applaus gibt es auch für Nadine Weissmann und ihre starke Darbietung als Erda. Zusammen mit dem ebenfalls gefeierten Günther Groissböck als Fasolt ist sie die einzige, die von der Ursprungsbesetzung der „Rheingold“-Besetzung von 2013 übrig geblieben ist. Doch auch die „Neuen“ - vor allem Iain Paterson als Wotan, Albert Dohmen als Alberich und Roberto Saccà, der als Loge auch schauspielerisch überzeugte - bekommen zu Recht viel Applaus. Allein Andreas Conrad als Mime schwächelt.

An Castorfs krachend bunter, blinkender, glitzernder - und in ihrem ersten Jahr hoch umstrittener - Vorstellung vom „Rheingold“ ändert auch ein nahezu komplett ausgetauschtes Sänger-Ensemble kaum etwas. Er erzählt die Geschichte von dem gestohlenen Rheingold, verzweifelten Rheintöchtern und der Auseinandersetzung zwischen Gott Wotan und den Riesen Fasolt und Fafner vor der Kulisse eines heruntergekommenen US-amerikanischen Motels.

Die Unterwelt von Nibelheim ist ein silberner Wohnwagen, der an einer Texaco-Tankstelle hält. Das Rheingold holt Alberich aus dem schäbigen Hotelpool und während er den „Ring“ verflucht, fläzen Wotan und Loge bequem und ungerührt im Liegestuhl. Das Öl als Gold unserer Zeit sei sein Leitmotiv, hatte Castorf seine Ideen zum „Ring“ 2013 begründet. Wirklich stimmig wird das zwar auch in Jahr vier nicht, aber das Bayreuther Publikum hat sich ganz klar an Castorf gewöhnt - auch wenn vor dem Festspielhaus ungewöhnlich viele Menschen ihre „Rheingold“-Tickets loswerden wollen. Ein Buhkonzert bleibt aus.

Die Bayreuther Festspiele dauern bis zum 28. August. Am Mittwoch sollte es mit dem zweiten Teil von Richard Wagners Mammutwerk „Ring des Nibelungen“, der „Walküre“ weitergehen.